166 IL Chirurgie‘ und Ophthalmologie.
sigkeit nicht nach ausser frei abfliessen könnte, zog er durch
jede-Seite des Balges eine Ansa und befestigte diese aussen mit
Heftpflaster. Dann‘ schloss ‚er den obern und untern Wundwin-
kei durch einige blutige Hefte, indem er die Nadeln durch das
Bauchfell führte, zog jene Ansen-an, näherte dadurch‘ die in
der Geschwulst ‚gebildete Oeffnung- dem mittlern "Theile der
Wunde in den Bauchbedeckungen, und füllte die Höhle der Ge-
schwulst mit starken. Charpieballen :aus, an denen sich Fäden
fanden, um sie, wenn Eiterung eingetreten wäre, leicht entfer:
nen zu können. ‚Um die Wundränder oben und unten in noch
genauerer Berührung unter eitander zu erhalten, und so wo
möglich das Entstehen eines‘ Bauchbruches zu verhüten, unter-
stützte er die blutige Naht noch durch lange Heftpflasterstrei-
fen, deren mittlerer Theil auf die Gegend der Wirbelsäule zu
liegen kam, und deren Enden sich nach vorn kreuzten. Sodann
bedeckte er die Wunde mit trockner Charpie; legte Compressen
darüber und Longuetten an die Seiten und befestigte das Ganze
durch eine Bauchbinde, Dass die mit Steinen angefüllte Gallen+
blase in ihrem Statu quo blieb; versteht sich von selbst. :‘ Als
die Operirte, die alle Schmerzen fast ohne zu klagen ’erduldet
hatte, in ihr Bett getragen. war, befand sie sich in Folge der
Affection des ‚Nervensystems ‘in einem Ohnmachtähnlichen Zu-«
stande. Der Puls war kaum zu fühlen und: Hände, Füsse und
Gesicht waren kalt. Nach Analepticis erholte sie sich jedoch
bald. Da gegen Abend der Puls freqüent und. härtlich wurde;
Durst und Hitze stark waren, auch die-Schmerzen in’der Wunde,
trotz der Umschläge von kaltem Wasser, noch nicht nachgelas-
sen hatten, so würde, beim Gebrauche einer Mohnsamen-Emul:
sion mit Aqua laurocerasi, ein Aderlass von 12 Unzen gemacht,
Das Blut hatte eine starke‘ Crusta inflammatoria. Am 2. und
8. Abende nach ‘der Operation musste wegen heftigen Fiebers
nochmals zur Ader gelassen werden, und. doch entwickelte sich
den vierten Tag eine Peritonitis , die aber durch Kalomel, warme
Umschläge und Blutegel beseitigt wurde. Da am 6. Tage‘ die
Verbandstücke feucht waren, wurden sie entfernt, worauf die
Wundränder sich oben und unten völlig vereinigt zeigten. Die
Charpieballen liessen sich; bei sehr reichlicher, eigenthümlich
stinkender Absonderung, leicht mit andern vertauschen , die dick
mit ‘Ung, Elemi bestrichen waren, um regen Granulationspro-
cess in den torpiden Wandungen der Höhle des Balges und da-
durch Verkleinerung : der‘ Höhle‘ zu bewirken.‘ Da die Wände
des Balges so dick und torpide waren, war auf .Lossstossung des
Balges durch Eiterung nicht: zu rechnen, eben so wenig konnte
man hoffen, dass die Wände sich durch Aneinanderlegen ‘ mit
einander vereinigen und 80 die Höhle aufheben würden, da man
keinen starken Druck ausüben konnte, der, um Verwachsung
herbeizuführen, nothwendig war. Uebrigens würde auch der tor-
pide Zustand der Wandungen dem Verwachsen ein mächtiges