12 N. Materia medica und Toxikologie.
Kranke stand auf und ging ohne Hinderniss, was lange nicht der
Fall gewesen war. [Gaz, de Seine et Oise, — Gaz, medie. de
Paris, Nr. 50, 1833.] (Fr.)
122. Neuralgia Iumbaris, durch Klystiere aus
blausaurem Kali geheilt. Seit 35 Tagen war der Gärtner
P. von einer der heftigsten und schmerzhaftesten Neuralgieen in
der Lumbargegend befallen. Blutegel , fliegende Blasenpflaster,
Opodeldoc, Liniment. volat., essigsaures Morphium mehrere
Grane pro dosi, — nichts konnte die Schmerzen stillen und das
schneidende Geschrei beschwichtigen, wenn nur eiwas in der
Stube bewegt ward. Unbeweglich lag der Kranke da und konnte
kein Licht sehen, noch reden hören. Nach vier so verlebten
Tagen ward der Berichterstatter zu ihm gerufen und entschloss
sich, da alles schon versucht war, ein energisches Mittel, das
blausaure Kali, anzuwenden. Er gab 6 Gran im Klystier, wor-
auf nur wenig Wirkung erfolgte. Nach 6 Stunden die 2. Gabe
von 10 Gran, worauf die Schmerzen augenblicklich verschwan-
den und Schlaf eintrat. Nach einer Stunde kehrten jene etwas
wieder; 3, Klystier mit 15 Gran: Abermals Remission; lebhaftes
Hautjucken; reichlicher Schweiss; 3 Stunden Schlaf zz man kann
den Kranken bewegen. 4, Klystier mit 20 Gran: Noch heftige-
res Jucken; stärkere Schweisse; 5 Stunden - Schlaf „ etwas Ap-
petit. Am 5. Tage der Behandlung befand sich der Kranke viel
besser, konnte sich im Bett bewegen, was ihm seit einem Mo-
nat unmöglich gewesen, und wünschte im Vertrauen auf seine
Kräfte aufzustehen; kaum aber stand er auf den Beinen, so schrie
er fürchterlich, glaubte die Rippen gebrochen zu haben, und
fiel in Ohnmacht. Nun folgte eine sehr stürmische Nacht; we-
gen Mangels an Kali konnte kein Klystier gegeben werden, und
die Schmerzen wütheten heftiger als je. Am Morgen wurden
sogleich 24 Gran gegeben und die Wirkung trat augenblicklich
ein. Die Schmerzen stillten sich nach einigen Minuten; das Ju-
cken und starker Schweiss zeigien sich; der Kranke schlief 6
Stunden lang. Abends wurde die Dosis wiederholt. Eine ruhige
Nacht folgte; früh‘ konnte der Kranke ein wenig aufsitzen, sich
bewegen und essen. Von nun an bekam er bloss alle 24 Stun-
den ein Kiystier mit der halben Gabe Kali, was 12 Tage lang
fortgesetzt wurde, und zwar stets 2 Stunden nach dem, Abend-
essen; die Schmerzen blieben weg. Kein anderes Mittel wurde
während der ganzen Cur gereicht, die 18 Tage dauerte. Der
Darmcanal war gesund, und der Kranke fühlte sich nach dem ener-
gischen Mittel unaussprechlich wohl. Er verdaute’ schnell, hatte
regelmässig Oeffuung und fühlte nichts. Die Haut schien allein
im Wirkungsmomente des Mittels angegriffen worden ‚zu seyn.
Vor Anwendung des Mittels war Pat. mager gewesen, besonders
an den Beinen, was lebhafte Sorge erregte; zwanzig Tage nach
derselben hatte er recht hübsch zugenommen, so dass man an
dem Grade des Uebels hätte zweifeln mögen, welches nicht