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MM Gynäkologie und Pädiatrik,
und zusammengezogen fand; die Ausdehnung nämlich findet bloss
in dem Cervix Statt, daher die Hand leicht eingebracht werden
kann, während der obere Theil des Uterus bereits zusammenge-
zogen ist, Schmitt erkannte die Sache, nicht, weil er die Hand
nicht in den Uterus einzubringen versuchte. Doch obwohl der
Cervix immer mehr und weniger ,. noch längere und kürzere Zeit
nach der Geburt im Zustande der Ausdehnung verharrt, so
kommt deshalb doch nicht immer ein Blutfluss zu Stande, son-
dern nur dann, wenn die Placenta ihren Sitz in dem: Cervix
hatte, so dass bei ihrer Trennung das Blut sich aus den geöff-
neten Gefässen ergiesst. Der Druck der eingebrachten Hand
bewirkt hier namentlich Gerinnung des Blutes gleich vor dep
Gefässmündungen und stillt so den Blutfluss, je länger dies Ver-
fahren verschoben wurde, desto schwieriger wurde die Ausfüh-
rung und desto unzureichender blieb es; denn mit zunehmender
Schwäche wird das Blut allmählich dünner und gerinnt schwe-
rer; dann mussten meist noch Injectionen von‘ kaltem ‚Wasser
und Wasser und Essig zu Hülfe genommeg werden; bei manchen
Individuen trat die Schwäche früher ein, und das Blut. ward bald
dünn, also war die Gerinnbarkeit desselben noch geringer. —
Stein behauptet, diese Art von Hämorrhagieen komme am häu-
figsten vor; sie stehen den vor der Geburt vorkommenden, von
Placenta praevia verürsachten Blutflüssen, der Art nach, sehr
nahe; sie sind ebenfalls gefahrdrohend und ein Gegenstand der
Kunsthülfe, während die von Placenta incarcerata herrührenden
unter den copiösen Blutungen die häufigsten, indem sie einen
Zustand zum Grunde haben, der sie selbst .nicht einmal nach-
theilig werden lässt, nämlich einen durch den Erguss des Blu-
tes selbst zu tilgenden Krampfzustand, nicht einmal im vollen Sinne
Hämorrhagie und Gegenstand blutstillender Mittel sind. Bei der
in Rede stehenden Art von Blutfluss sitzt die Placenta zwar nicht
wie bei -Plac. praev. auf dem Orificio uteri selbst, aber doch
möglichst in dessen Nähe am Cervix, und obwohl bei den Mei-
sten ein bedeutender Grad von Schwäche eintrat und alle ent-
schiedene und baldige Kunsthülfe erheischten, so lief doch keit
Fall tödtlich. ab. [v. Siebold’s Journal etc., Ba. XI, St. 3
1833.} (L—t.)
‚94. Schneller Eintritt der Geburt ohne Vorboten
bei einer Mehrgebärenden. Eine 22jährige robuste, zum
zweiten Male wahrscheinlich.in der 34. Woche schwangere Frau
bekam nach anhältendem Fahren auf schlechtem Wege eine Me-
tritis, Kräftige antiphlogistische Behandlung minderte zwar die
Heftigkeit der Krankheit, doch kam keine Krisis zu Stande, und
es blieben gelinde Fieberbewegungen, dumpfer Schmerz im Un-
terleibe, von der Schoossgegend nach dem Rücken zu, Brennen
beim Urinlassen und flammendrother Urin zurück.. In der drit-
ten Woche der Krankheit fand der Wundarzt Scmarr die Kranke
allein, auf dem Nachtstuhle sitzend, sehr unruhig und erschöpft.