Full text: (5. Band = 1833, No 9-No 16)

VII. Medicin im Allgemeinen. 
{eh dagegen den Herzbeutel für den Sitz der Krankheit halten, 
noch Andere Zwerchfell, Lungen oder gar Leber. Am besten 
können die Zufälle des Uebels hierüber einiges Licht geben 
Nach Soranvs begann dasselbe mit Kälte und Vertaubung in 
den Gliedern, oder wohl auch im ganzen Körper, Der Puh 
wurde häufig, schnell, klein, schwach, leer, wie zerfliessend, 
später ungleich, zitternd, völlig verschwindend. Die Kranken 
wurden gedankenlos, schliefen nicht, zweifeiten am Leben und 
wurden meist plötzlich und ganz von einem übelriechenden 
Schweisse übergossen. Zuweilen erschien aber auch zuerst ein 
wässeriger Schweiss im Gesichte und am Halse, der sich weiter 
verbreitete, übelriechend und klebrig, wohl auch blutigem Fleisch: 
wasser ähnlich wurde und so das Lager durchnässte, dass die 
Kranken fast zu zerfliessen schienen. Der Athem wurde kurz 
keuchend, fast unmöglich, die Kranken fürchteten zu ersticken 
warfen sich ängstlich hin und her und stiessen mit ganz dünner 
zitternder Stimme nur einzelne Worte aus. , In der linken Seite 
fand sich unerträglicher Druck, im Anfalle wallte und klopfte 
das Herz und nach demselbeh trat gewöhnlich Ohnmacht ein 
Das Gesicht wurde leichenblass, die Augen sanken zurück unf 
ging es zum Ende, so wurde es um die Kranken finster, Hände 
und Füsse erschienen blau, und während das Herz bei Kälte dei 
ganzen Körpers noch heftig schlog, blieben die Meisten bei Be 
ginnung und nur wenige waren karz vor dem Tode nicht be 
sich. ‚Endlich krümmten sich die Nägel der kalten Hände, dit 
Haut wurde runzlig und die Kranken starben ohne Linderun 
ihrer Leiden, Wer sollte hier immer nicht das stürmische Lei 
den der Brustnerven, besonders des Vagus, finden, das in de 
Cholera so greil hervortritt. In dieser Beziehung stimmen beidt 
Krankheiten überein. Dagegen vermisste man in der hier be 
sprochenen Krankheit das Leiden der Unterleibsnerven. Ds 
Zwerchfell -mächte die Scheidewand,, und der Darmkanal er 
krankte nicht; nur kurz vor dem 'Fode fand sich, wie bei dei 
meisten Sterbenden, ein Drang zum Stuhle ein. Was in de 
Cholera der Darmcanal thut, verrichtete hier die Haut, um 
Viefe hielten den Schweiss, der, wie Durchfall und Erbreche 
in der Cholera, nur eine oft fehlende Folgeerscheinung wa 
für wesentlich and unterdrückten ihn mit den gewaltigsten Mit 
teln. Einige suchten ihr Heil im Chrysippischen Einschnüren de 
Glieder, Andere bestreuten den Kranken ganz mit Bleioxyd ode 
Bleiglätte, ‚oder, wenn Samische und Cimolische Erde fehlte 
mit Kreide, Alaun, oder Strassenstaub, der häufigen kalten uf 
zusammenziehenden Umschläge nicht zu gedenken. . Dies alle 
erinnert an die gewaltsame Unterdrückung der Choleradurchfält 
und an die Erregung der Hautausdünstung bei derselben um } 
den Preis, was ein eben so naturwidriges Verfahren war, ‘als 
bei dem hier besprochenen Uebel verderblich gewesen ©"
	        
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