Full text: (5. Band = 1833, No 9-No 16)

V. Gynäkologie und Pädiatrik. 505 
sättlich, der Puls fadenförmig, auf 120 Schläge beschleunigt, die 
Lage auf dem Rücken wurde unverrückt gehalten, die Extremi- 
täten waren kühl, das Gesicht eingefallen, die Lippen dürr, die 
Zunge mit Schleim belegt. Stuhl war seit Morgens nicht mehr 
erfolgt. Es wurden Blutegel gesetzt,. warme: Fomentationerr auf 
den Unterleib gemacht und Kalomel abwechselnd mit Kmuls. 
oleos. gegeben. Morgens gegen 4 Uhr kehrte das Erbrechen, 
das auf einige Stunden nachgelassen hatte, mit voller Gewalt 
zurück, die Extremitäten waren marmorkalt, der Puls kaum noch 
fühlbar, und blaude Delirien hatten sich eingestellt... Der Knabe 
wurde in ein warmes Bad gebracht, starb aber 2 Stunden spä- 
ter. Bemerkenswerth war die kurz vor dem Tode zur Norm 
zurückkehrende psychische Thätigkeit.. Der Kıiabe klagte über 
keinen Schmerz mehr, forderte Speise und Trank und uahm sie 
ohne Erbrechen, kalte Extremitäten aber, wurmförmiger, aus- 
setzender Puls, Hervorblicken des Weissen im Auge während 
momentanen Schlummers, beginnende leichte Zuckungen der Lip- 
pen liessen, im Vereine mit jener Erscheinung, die Nähe des 
Todes desto bestimmter vorhersagen. . Bei der Section drang 
nach Einschnitt in die Bauchdecken gelbliche, serös- lymphati- 
sche Flüssigkeit hervor. Das Peritonaeum war entzündet, be- 
sonders in der Weichengegend, wo es dunkelroth und mit inji- 
cirten Gefässen durchwebt war, Hier fand sich auch die grösste 
Menge der molkenähnlichen, zum Theil geronnenen Flüssigkeit 
angesammelt. Die Windungen der Därme waren mit Flocken 
und Streifen coagulirter Lymphe bedeckt. Das Coecum war 80- 
wohl von innen als aussen sehr entzündet und an mehreren Stel- 
len gangränös. — Wichtigern Einfluss als die Enteritis übt die 
bei Kindern so oft die Krankheiten anderer Organe complicirende 
Hirnentzündung auf Objectivirung der Peritonitis, mag sie vor- 
angehen oder sich hinzugesellen. Aeusserung des Schmerzge- 
fühls, selbst bei Berührung des Unterleibs, tritt dann in den 
Hintergrund und die Züge nehmen den charakteristischen Aus- 
üruck der Kncephalitis infantum an. Ein Fall der Art ist nachste- 
hender: Kin 4jähriges, anmuthiges, schönes, körperlich und 
geistig kraftvoll entwickeltes Kind hatte, als es 6 Wochen alt 
war, an congestiver Hirnaffection gelitten, die Blutegeln und kal- 
ten Fomentationen schnell gewichen war. 16 Monate vor seinem 
Tode erwachte es in einer Nacht mit heftigen .Delirien, sah 
schreckliche Gestalten im Zimmer und konnte selbst am Morgen 
nicht beruhigt werden. Hiermit verbundenes Fieber forderte küh- 
jende Abführmittel, die auch nach einigen Tagen diesen Zustand 
beseitigten. Seitdem klagte das Kid zuweilen über flüchtige 
Bauchschmerzen, und es sah auffallerfü blass aus und hatte blaue 
Ränder unter den Augen, wodurch Verdacht auf Wurmreiz er- 
regt, doch nicht durch Anthelmintica gerechtfertigt wurde. Am 
18. März 1826 wurde R. zu dem Kinde gerufen, das, nachdem 
es wie gewöhnlich zu Abend gegessen, Nachts mit Delirien, wie
	        
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