H2 1. Pathologie, Therapie und medieinische Klinik,
um wo möglich den Flechtenausschlag wieder hervorzurufen,
Senfteige gelegt. Der Blasenschmerz liess indess wenig nach,
Obstruction und andere Zufälle hielten an und die Kräfte sanken
bedeutend. Am 9. Tage trat ein apathischer Zustand mit Schlum-
mersucht ein. Urin war täglich 2 Mal durch den Katheter ent-
fernt worden, wobei zugleich eiterähnlicher Schleim aus der Blase
abging. Es war daher zu vermuthen, dass die Entzündung der
Letztern in Eiterung übergegangen sey. Die Schlummersucht
ging bald in völlige Lethargie über, unter der der Tod erfolgte,
Die Section wurde nicht erlaubt. [Casper’s Wochenschr, f. d,
ges. Heilk., 1833, Nr. 23.] (K—e.)
252. Schnelle Mittheilung und Tödtlichkeit des
Scharlachs; beobachtet von Dr. BeEHREND in Sorau. Ein
9jähriger Knabe war am Scharlach gestorben. Seine in einem
eine halbe Meile entlegenen Dorfe dienende 14jährige Schwester
wollte den Bruder noch einmal sehen und ging von ihrem Dorfe,
wo. sich auch nicht die entfernteste Spur von Scharlach gezeigt
hatte, nach. dem Dorfe, wo ihr Bruder gestorben war. Daselbst
angekommen, erkrankte sie Tags darauf an äusserst heftigem Fie-
ber mit Halsbräune, und schon am 2. Tage der Krankheit unter-
lag sie derselben. [Casper’s Wochenschr. F. d. ges. Heilkunde,
1833, Nr. 21.] (K— e.)
233. Seltene Form von geheilter Krätz- Meta-
stase; vom Wundarzt Preırer in Golssen. Bei einem 14jähri-
gen Knaben waren nach durch Hausmittel zu schnell unterdrück-
ter Krätze plötzlich Zusammenziehungen der Hände und Füsse
mit den heftigsten, zuweilen nachlassenden Schmerzen im Un-
terleib und Knieen entstanden, wodurch der Kranke Tag und
Nacht fürchterlich gepeinigt wurde. Die Hände wurden 80 zu-
samımengezogen, dass sie mit dem Vorderarm einen rechten Win-
kel bildeten, wobei die Finger steif ausgestreckt blieben. Der
Rücken der Hände war etwas angeschwollen. Kben so stark
war die Contractur der Füsse, so dass der mit den Zehen her-
abgezogene Fussrücken mit dem Schienbein fast eine gerade Li-
nie bildete. Beruhigende und ableitende Mittel, Blutegel und,
als die Schmerzen im Unterleibe sehr heftig waren, ein Ader-
lass linderten zwar den Schmerz etwas,‘ hoben aber die Zusam-
menziehung nicht, gegen die auch Epispastica und Localbäder
ohne Erfolg angewendet wurden. Da indess die Blutegelstiche
in krätzartige Geschwüre übergingen, sah P. darin einen F inger-
zeig, auf stärkere Hervorrufung der Krätze hinzuwirken. Er be-
diente sich dazu der MAGor’schen Methode, erhitzte einen Schu-
sterhammer in kochendem Wasser und berührte damit die Hand-
rücken eine Minute. Nach einigen schmerzhaften Stunden er-
hoben sich grosse Brandblasen, die geöffnet und mit Ung. Ba-
sil. verbunden wurden. In den übrigen Theilen hatten die Schmer-
zen nachgelassen und hörten auch in den Brandfiecken nach
warmen beruhigenden Fomentationen auf. , Als die Brandstellen