IH. Pathologie, Therapie und medieinische Klinik, 469
die Anfälle sich werstärkten und endlich 36 Stunden anhielten;
auch fanden sich jetzt zum Ende jedes Anfalls höchst. lästige
Brustbeklemmungen. Man verliess daher diese Heilmethode, wor-
auf die Anfälle allmählich wieder in die frühern Schranken zu-
rücktraten, und so dauerte das Uebel bis zum Winter fort, wo
es. der Verf, sorgfältig beobachten konnte. Die Anfälle verhiel-
ten sich im bisherige Verlaufe, wie folgt: im Anfange der Krank-
heit trat der Anfall ohne bestimmten Frost ein, doch fühlte der
Kranke sich kälter werden und empfand dann einen dumpfen
Druck in den Augenhöhlen, die Pupille erweiterte sich, und es
entstand Dunkelheit vor den Augen, die nach einer halben Stunde
in völlige Blindheit überging. Zugleich wurde dıs Bewusstseyn
getrübt und der Kranke schien tief zu schlafen , hörte aber, was
um ihn geschah, und. antwortete, wenn er gefragt wurde. Kr-
höhte Hautwärme, schneller Puls und Durst sprachen dabei für
Gegenwart einer Fieberbewegung. Der Anfall dauerte ungefähr
5 Stunden, dann erwachte der Kranke, doch hielt Verworren-
heit der Gedanken und Trübheit vor den Augen noch einige
Stunden an. Nach und nach hielten die Anfälle zwar länger an,
doch blieben die Erscheinungen dieselben, bis die Anfälle, als
der Kranke homöopathisch behandelt wurde, nicht nur länger,
sondern auch heftiger wurden, so dass der Kranke in völlige
Anzesthesie verfiel, aus der er nicht zu erwecken war. Im De-
cember 1829, wo v. St. den Kranken beobachtete, traten die
Anfälle jederzeit um Mitternacht eine Nacht um die andere ein.
Der Anfall machte sich durch dumpfen Druck in den Augenhöh-
len bemerkbar, die Extremitäten, besonders die Nase, wurden
kalt, es stellte sich Herzklopfen mit ungleichen Schlägen ein
und der Puls war selten, träge, zusammengezogen, ungleich,
Bald nahm der Druck.im Kopfe zu; vor den Augen war alles
trübe, die Pupille erweiterte sich, beim Sprechen fand sich eine
eigene Beschwerde, und es ging viel blasser Urin ab. Nach ei-
ner Viertelstunde trat völlige Blindheit und mit ihr wahrer Le-
thargus ein, aus dem der Kranke auf keine Weise zu erwecken
war. Der Puls wurde nun lebhafter, schneller, entwickelter,
die Hauttemperatur stieg, und bisweilen wurde” auch das Gesicht
röther. Dabei schien der Kranke sanft zu schlafen, obgleich er
aber auf keine Weise erweckt werden konnte, veränderte er doch
seine Lage, nahm das am Bette stehende Getränk, verrichtete,
wie ein vom Somnambulismus Befallener, die natürlichen Bedürf-
nisse, stand mit verschlossenen Augen auf und legte sich wieder
nieder. Nach 16 bis 18 Stunden erwachte er plötzlich mit vol-
lem Bewusstseyn, worauf ihn 8 bis 10 Minuten eine höchst un-
angenehme Brustbeklemmung befiel. Nach derselben blieb noch
Benommenheit des Kopfs und Dunkelheit vor den Augen mit sehr
erweiterter Pupille zurück, auch schien die Sprache etwas be-
hindert. ‘Diese Erscheinungen dauerten gewöhnlich bis Abends,
wurden aber durch Bewegung in freier Luft nicht nur geringer,