I. Pathologie, Therapie und medicinische Klinik. 467
führmittel und liess zertheilende Kräuter trocken und warm aufs
Scrotum legen, obgleich aber Oeffnung und Schweiss eintraten,
hatte sich doch Tags darauf nichts geändert. Der ‘Kranke be-
kam nun alle 3 Stunden 1 Gr. Kalomel und musste Ung. nea-
pol. einreiben, ‚Am dritten Tage war die Anschwellung bedeu-
tend vermindert und das Fieber gewichen, weshalb nur die Ein-
reibungen fortgesetzt wurden. Am 4. Tage erschien wieder Fie-
ber und die Hoden schwollen von Neuem an, worauf am folgen-
den Tage der Zustand wieder so wurde, wie er gewesen. Diese
Periodicität liess ein Wechselfieber vermuthen. Der Kranke be-
kam nun schwefelsaures Chinin, wodurch die Wiederkehr der
Anfälle verhütet und die Hodenanschwellung völlig gehoben wurde.
[Casper’s -Wochenschrift für die gesammte Heilkunde, 1833,
Nr. 18.] (K— e.)
249. Febris intermittens larvata amaurotica;
beobachtet von Dr. v. Stoscm. Der diesen Fall liefernde Kranke
war ein junger, über 17 Jahre alter, schlanker, schmächtiger,
zartgebauter Mann, der bisher, glücklich überstandene fieber-
hafte Exantheme abgerechnet, ganz gesund gewesen war und
eine scrophulöse Diathese nicht verrieth. Im Spätsommer 1826
zog er sich während der sehr heissen Tage eine damals herr-
schende, sehr heftige Diarrhöe zu, welche, da sie ohne gastri-
sche Zeichen verkam, durch ölige Emulsion mit etwas Opium
bald beseitigt wurde, Tags darauf verfiel der Kranke in den er-
stem Stunden des Nachmittags in eine Ohnmacht, und als er aus
dieser erwachte, war er von. Amblyopia amaurotica mit erwei-
terter Pupille befallen. Der Kopf war dabei sehr eingenommen
und Denk- und Urtheilskraft geschwächt. Ein deutliches Ge-
fässfieber war nicht zu bemerken. Der erwähnte Zustand hielt
ungefähr 5 Stunden an, dann wurde der Kopf allmählich frei,
das Gesicht kehrte zurück, die Pupille zog sich zusammen und
am nächsten Morgen befand sich der Kranke so, dass er sich
zu seinen Eltern aufs Land begeben konnte, Hier wiederholten
sich täglich um dieselbe Zeit und ungefähr in der beschriebenen
Art die Anfälle, nach ungefähr 14 Tagen aber nahmen auf ein
Abführmittel die Anfälle den Tertiantypus an. Nach kurzer Dauer,
in Folge welcher Mittel ist nicht bekannt, schwand das Uebel
auf etwa 4 Wochen, dann aber recidivirte es, hielt einen Monat
den Quotidiantypus, nahm dann auf 3 Monate den Tertiantypus
an und dauerte endlich 5 Monate mit dem Quartantypus. Wäh-
rend es den letztern hielt, erholte sich der sehr herabgekom-
mene Kranke sichtlich. Ueber die Behandlung in dieser Zeit
war nichts Genaues zu erfahren. Durch heftige Gemüthserschüt-
terung, in Folge des Verlusts des Vaters, nahm im ersten Früh-
jahr 1827 die Krankheit eine üblere Wendung. Die Anfälle er-
schienen nämlich vom April bis Juni wieder täglich. Unter die-
sen Umständen wurden russische Dampfbäder angewendet, wo-
durch aus der Quotidiana simplex eine dupler wurde. In 24
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