Full text: (5. Band = 1833, No 9-No 16)

162 IF Pathologie, Therapie und medicinische Klinik, 
stemmt sich. die allgemeine Erfahrung, und dringend warnen alle 
Praktiker, und zwar mit Recht, vor schwefelsauren Metalloxyden 
und dem Brechweinsteine, durch welche Mittel die Emesis leicht 
zu bewirken ist. Die Wirkungen der Ipecacuanha aber sind hier 
viel höherer und edierer Art, als das blosse Umkehren und 
Entleeren des gefüllten Magensackes. Endlich wäre es auch un- 
begreiflich, wie man bei‘ Aunahme des Gastricism kalte Wa- 
schungen, Reiben mit KEisplatten, Trinken kalten Wassers, KEis- 
pillen zw irechtfertigen im Stande seyn würde, und dennoch 
hat diese Heilmethode nicht bloss jetzt, sondern seit Jahrtau- 
senden sich als heilsam bewährt; — Nervös ist das Uebel, be- 
sonders gleich anfangs, eben so wenig, als gastrisch. Zu 
den Haupteigenthümlichkeiten des.nervösen Charakters gehört die 
äusserste Seltenheit der primitiven. selbstständigen Kntwickelung 
des Uebels. Am häufigsten gesellt sich derselbe immer erst 
später zu einer vorausgegangenen Krankheit; der nervöse Cha- 
rakter. kündigt sich in seinem Eintritte durch eine trockene, glü- 
hende , beissende Hitze der Haut, durch. Frockenheit‘ der Zunge, 
gurch Sehnenhüpfen, Irrereden u. s; w. an: lauter Symptome, 
die dem ostindischen‘ Brechdurchfalle anfangs mangeln, ja sogar 
entgegengesetzt sind; Der nervöse Charakter verträgt ‚keine 
schwächendem Mittel und fordert daher geistige, aromatische, 
reizende, flüchtige, kurz nervenerregende Arzneien, Mit web 
ehem schrecklichen Erfolge letztere in der Cholera angewendet 
wurden, hat uns handerttältige Erfahrung sattsam gelehrt, Selbst 
der herrliche Erfolg nach dem Gebrauche des kalten Wassers 
In der Cholera scheint, nach dem Axiome: Frigus est nervis 
inimicum, gegen die Annahme des nervösen Charakters zu strei- 
ten. Dieser offenbart sich. ferner stets durch -die Anomalieen 
der innern Sinne: die Cholera lässt diese, fast bis zum Hin- 
scheiden, unangetastet. Selbst da, wo die Cholera in Nerven- 
Geber umschiug und den Kranken später hinraffte, fanden sich 
keine wahrnehmbaren Spuren und Veränderungen der Nerven. — 
Allein das Vebel ist katarrhös-entzündlich. Der Katarrlı 
durchläuft, mit wenigen Ausnahmen, zwei deutlich bezeichnete 
Stadien: das der eigenen Entzündung und das: der specifischen 
Aussonderung. Das entzündliche Stadium des Katarrhs ist der 
wahre Prototyp der beginnenden Cholera: in beiden Krankheiten 
it das antiphlogistische  diapnoische Verfahren die Sacrd an- 
ehora, wie sich oben an der Cholera ergeben hat, und wie es 
von dem Katarrhe jedermann weiss. Das zweite -oder das Ex- 
eretionsstadium des Katarrhes ist auch in der Cholera deutlich 
zusgedrückt,. und beide Krankheiten haben auch hier eine ge- 
meinschaftliche Therapie, selbst ohne die Ipecacaanha oder das 
kalte Wasser davon awszunehmen. Die Brechwurzel steht in bei- 
den Uebeln als unersetzbares Mittel oben an. Sie bewirkt nicht 
nur die Ausieerung, sondern erschüttert. den ganzen Körper, 
hauptsächlich dae Nervensystem, auf die wohlthätigste Weise:
	        
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