Full text: (5. Band = 1833, No 9-No 16)

(I. Pathologie, Therapie und. medichische Klinik, 459 
allgemeinen Krankenhause angestellt wurden. ‘ Das ist natürlich, 
denn die, welche in’s Spital gebracht wurden, befanden sich mei- 
stens im vorgerückten Zeitraume, und andere, die als Kranke 
schon da lagen und nun noch vom Brechdurchfalle ergriffen wur- 
den, konnten nie ‚das reine, genuine Bild ohne Complication mit 
der frühern Krankheit darbieten. In dem geringern Grade des 
Uebels reichten kleine Gaben von bittern oder aromatischen Pflan- 
zenaufgüssen, von Rhabarbertinetur; Abkochungen von Kibisch, 
Salep, selbst Cichorie und Löwenzahn, warme trockene, wohl 
auch feuchte Umschläge u. 8. w. aus zur Beförderung des kri- 
tischen Schweisses und so zur Wiederherstellung der Hautfun- 
ction. In vorgeschrittenen und schwerern Fällen war zur Er- 
zweckung, des Gleichgewichtes zwischen beiden Hautsystemen die 
Ipecacuanha als Brechmittel, und Diaphoretica von Nöthen. Ple- 
thorische- und vollsaftige Kranke, bei denen. sich nach Brust-, 
Bauch- und Kopfhöhle schnell Congestionen einstellten, musstem 
auf allgemeinem und örtlichem Wege Blut hergeben. Dies hatte 
gewöhnlich schnelle Erleichterung ;  reichlichen , qualmenden 
Schweiss; baldigen Harnabgang und Abgehen von Blähungen zur 
Folge, . Die weitere Behandlung wurde mit Columbo- und Salep- 
Abkochung bis zur Genesung vollzogen. Es ‚wurde ferner die 
Erwärmungsmethode durch heisse Ziegelsteine, Flanell, mit heis- 
sem Wasser gefüllte Steinkrüge u. s. w.z es wurden äusserliche 
Hautreize durch Zugpflaster, Meerrettig und Senfteige, wie auch 
gleichzeitig . innerlich /Salep, Arnica, Dowegr’s Pulver, selbst 
Opiumtinetur in kleinen Gaben zu Rathe gezogen. In dem höche- 
sten Grade des Brechdurchfalles (cholera exquisita) griffen die 
Aerzte einstimmig bei vollblütigen, an Blutentleerungen gewöhn- 
ten Individuen zu dem streng antiphlogistischen Heilapparate; es 
wurden, oft zu wiederholten Malen, 4— 10 Unzen Blut durch 
Aderlass entzogen oder, wo dieses unthunlich war, Biutegel an 
die Stirn-, Schläfen-, Brust- Magen- und Nabelgegend gesetzt. 
Fioss das Blut dick, ölig, oder musste es mühsam durch Streir 
chen herausgepresst werden, so war von der Blutentziehung keine 
Hülfe zu erwarten. Nun griff man, zur Ipecacuanha in voller 
Gabe von 10— 20 Gran, oft mit schr gutem Erfolge. Bewirkte 
auch diese kein Erbrechen, so war der Kranke wegen. eingetre- 
tener Gedärmelähmung rettungslos verloren. Oft erfolgte nicht 
vor, sondern nach dem Aderlasse Erbrechen. Kupfervitriol, Brech- 
weinstein und Mittelsalze vermehrten das Uebel. Die. Erwär- 
mung der Hautoberfläche wurde in diesem Grade der Cholera 
als ein Hanpterforderniss des Heilplanes angesehen, KErfolgte 
sie nicht auf Aderlässe und Brechmittel, so nahm man seine 
Zuflucht zu Reibungen der Extremitäten und Wirbelsäule mit 
Kamphergeist, aromatischem., oder einfachem Essige, zu Einhül- 
Jungen und den schon erwähnten Erwärmungsmitteln trockner 
Art (lieber zu Dunst- oder Dampfbädern), zn Hautreigen , vor- 
zäglich durch kaustische Bäder; innerlich gab man. aromatieche
	        
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