416 I. Pathologie, Therapie und medicinische Klinik,
war, die gewöhnlichen Kinderkrankheiten und leichte rheumati-
sche Leiden ausgenommen, bis in sein 37%. Jahr nicht bedeutend
krank. Am 28. März 1825 verliess er, nachdem er sich Abends
zuvor gesund niedergelegt und ruhig geschlafen hatte, das Bett
mit etwas schwitzendem Körper und wurde, während er Urin
liess, plötzlich von heftigem Rieseln durch die ganze linke Kör-
perhälfte befallen. Völlig seiner bewusst, legt er sich gleich
wieder nieder und liess sich, da er Arm und Bein der linken
Seite willkührlich durchaus nicht bewegen konnte, einen Ader-
lass von 8 Unzen machen, der jedoch ohne günstige Wirkung
blieb. Tags darauf fand F. völlige Hemiplegie. Die ganze linke
Hälfte des Gesichts und der Zunge, so wie Arm und Bein wa-
ren gelähmt, die gelähmten Theile aber waren gehörig empfind-
lich und warm, Puls, Unterleibsverrichtungen und Athmen nor-
mal, das Bewusstseyn ungetrübt. Der Kranke erhielt flüssiges
bernsteinsaures Ammonium und musste sich wechselnd mehrere
Senfteige bis zur Röthung der Haut legen. Schon in den er-
sten 24 Stunden trat allgemeiner, reichlicher Schweiss ein, wäh-
rend im gelähmten Beine so heftige, stossende Schmerzen ent-
standen, dass es unwillkührlich bald hier-, bald dorthin gewer-
fen wurde. Diese Schmerzen minderten sich ‚so, wie der mög-
lichst lange unterhaltene Schweiss nachliess, und nach demselben
kehrten schon ziemlich sichtbare Spuren willkührlicher Bewe-
gung in die Beine zurück, die Zunge konnte nach allen Rich-
tungen bewegt werden, auch ging das Sprechen besser, Die
Gesichtsmuskeln und der linke Arm ’ermangelten jedoch noch
aller Bewegung, und nach wenigen Tagen bildete sich. an der
gelähmten Hand und am Vorderarme eine nicht unbedeutende
5dematöse Anschwellung. Das vorige Mittel wurde mit Inf.
arnic. verbunden, in das Rückgrat flüchtige Kamphersalbe und
in Arm und Bein AuTEnRIETH’sche Salbe gerieben. Nach eini-
gen Wochen wurden nicht nur die Bewegungen des Beines freier
und kräftiger, sondern es konnten auch einzelne Finger gebeugt,
der Vorderarm etwas angezogen, das Auge fester geschlossen und
der Mundwinkel gehoben werden. In diesem Zustande wurde
Giftsumach verordnet und nebenbei ein Thee aus Chenopodium
mexic. benutzt, worauf in 4 Wochen die Lähmung aller ergrif-
fenen Theile schwand und in denselben nur unbedeutende Schwä-
che blieb. Patient konnte seinen Gesc:äften wieder nachgehen
und Teplitz besuchen, wo ihm seine frühere Gesundheit fast
ganz wiedergegeben wurde, die er auch, einige kleine Unpäss-
lichkeiten ausgenommen, bis Mitte Jan. 1831, behielt, wo ihn
ein Rheumatismus der rechten Halsmuskeln, der sich bis über
die Hälfte des Kopfes verbreitete, ergriff. Anfangs achtete er
dies Uebel wenig und setzte bei strenger Kälte sein Geschäft
fort, bald aber stieg der Schmerz, zwischen dem rechten Zitzen-
Fortsatze und dem Winkel der untern Kinnlade bildete ‚sich eine
harte Anschwellung und damit traten auch Spuren von Lähmung