Full text: (5. Band = 1833, No 9-No 16)

I.‘ Pathologie, Therapie. und medicinische Klinik, 409 
doch mit keinem rothen Hofe ungebene Pocken. Mitten im Oe- 
sophagus fanden‘ sich in der Länge von 4 Zoll viele Stellen der 
Schleimhaut desselben rund oder oval bis auf die Muskelhaut des 
Oesophagus hinein durchbohrt, so dass letztere hier ganz ent- 
blösst und von scharfem Rande umgeben zu sehen war. Hier 
und da flossen solche erbsengrosse, durchbohrte Stellen zusam- 
men und zwar an einigen Steilen so bedeutend, dass der Sub- 
stanzverlust an der Schleinhaut Flächen bis zur Grösse eines 
Viergroschenstücks einnahm. Am verdickten Rande dieser Durch- 
bohrungen in der Schleimhaut war diese etwas undurchscheinen- 
der, verdickt, leicht geröthet. Die erbsengrossen Löcher in der 
Schleimhaut verhielten sich der Form und Lage nach wie: die 
Pockenpusteln auf der äusseren Haut; Die Bauchhöhle erman- 
gelte auffallend der serösen Befeuchtung, der Magen war nor- 
mal, auch liess sich im ganzen Dünndarme bis einige Zolle ober- 
halb der BAunın’schen Klappe nichts Normwidriges an der Schleim- 
haut auffinden. Hier aber zeigten sich nicht allein Sugillationen 
in derselben , sondern auch kleine theils zugespitzte, theils ein- 
gesunkene Pusteln,. auch kamen mehrere derselben im Colon 
ascendens und transversum vor, wo die Blutsugillationen inten- 
siver wurden und thalergrosse Flecke bildeten. Die Pusteln in 
der Darmschleimhaut waren meist kleiner, doch sah man auch 
einige erbsengrosse, die mehr platt und eingesunken waren und 
einen. leicht gerötheten Hof mit einigen sichtbaren Gefässver- 
ästelungen hatten. Leber, Milz, Nieren und Harnblase waren 
völlig normal. Die linke Lunge war mit ihrer ganzen Oberflä- 
che an die Rippemnpleura angewachsen, fühlte sich etwas derb 
an und enthielt einige Gruppen von hirsekornförmigen Tuber- 
kein. Das Herz erschien normal. Die innere Haut am Anfange 
der Aorta war etwas weich und liess sich leicht abziehen, zu- 
gleich fand sich hier eine etwa 1} Zoll weit reichende braun- 
rothe Suzillation mit nicht ganz scharfen Rändern, die in der 
mittlern TIaut der Aorta zu sitzen schien. — Il. Kin 24jähriger, 
früher stets gesunder Webergeselle bekam nach mehrtägigen Vor- 
boten am 3. Febr. einen Ausbruch von Pocken im Gesichte und 
iheilweise am Rumpfe und den Extremitäten, worauf er sich be- 
deutend erleichtert fühlte, doch blieben noch Kopfschmerz, be- 
legte Zunge und Neigung zum Erbrechen zurück, und man ver- 
ordnete deshalb ein Emeticum. In den nächsten Tagen schien 
sich das Exanthem ganz regelmässig auszubilden, und die Krank- 
heit ging langsam ihrer völligen Ausbildung entgegen, ohne dass 
beunruhigende Symptome bemerkt wurden, nur war es auffal- 
lend, dass sich das Exanthem so sehr in die Breite entwickelte 
und namentlich im Gesichte grosse Neigung zum Zusammenflies- 
sen zeigte, ohne sich zur Blasen- und Pustelbildung zu erhe- 
ben. Am 7% Tage nach Ausbruch des Exanthems flossen die 
meisten Pocken im Gesichte zusammen, die an den KExtremitä- 
ten aber waren platt und mit grosser Telle versehen, ja schie-
	        
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