{. Pathologie; Therapie und medicinische Klinik, 395
hesass ‚die Krankheit einen lentescirenden Charakter und zog
sich 3 bis 4 Wochen hin. Verbreitete sich das Uebel auf den
Kehlkopf, was bisweilen erst später geschieht, so trat meist‘ der
Tod ein.” Im Allgemeinen kann die Kunst den Verlauf der Krank-
heit nur wenig abkürzen, da letztere an ein bestimmtes -Zeit-
maass gebunden scheint; was nur, wenn-.die Luftwege ergriffen
werden, durch ein ‚schnelles Ende abgekürzt wird. — Am häu-
fizsten kommt die D. bei Kindern vor, doch‘ verschont sie Er-
wachsene‘, besonders Frauen, durchaus nicht. Erkältung, nebe-
liges kaltes Herbstiwetter‘ scheinen ihrer Entwickelung günstig
zu seyn. Französische Aerzte haben ein dieselbe beförderndes
Miasma angenommen. Oft kommt auch das Uebel bei Unreinli-
then ‚und Solchen vor, die schlechte Nahrung haben und jeder
Art von Elend blossgestellt sind. In den höchsten Graden soll
nach Einigen die D. einen contagiösen Charakter annehmen und
die Ansteckung am leichtesten durch KEinathmen des Hauches
vermittelt werden. BourGEoIsE glaubt, dass die Angine couen-
neuse in. vielen, wo nicht in allen Fällen, contagiös werde.
Dass Uebel; in deren Verlaufe viele pathologische Producte ans-
serhalb der Organe abgesetzt werden, leicht zur Contagiosität
sich erheben, ist bekannt, doch scheint diese in der D. in dem
Verhältnisse beschränkt zu werden, in welchem die Aus-
schwitzungsproducte durch plastische Eigenschaften sich aus-
zeichnen. Da mun überdies das Ansteckungsvermögen anf der
Höhe der Krankheit am regsten entwickelt wird, also wenn die
Pseudomembran meist am festesten geworden, so dürfte idas-
selbe: im Rachencronp wenigstens nur unter grossen Beschrän-
kungen sich geltend. machen. Neuerlich hat man in Frankreich
mehrere Epidemieen der D. beobachtet, die sämmtllich einen
sehr localen Charakter hatten. — Mackunzıg erklärte bekannt-
lich Croup und‘ Angina plastica für identisch. BRETONNEAU
warf in seiner Diphtheritis Croup, bösartige Bränne und Mund-
fäule zusammen, was Arnoxp rügte, der aber wohl fälschlich
behauptete, dass die von ihm beschriebene Krankheit bloss
Mundfäule gewesen sey. Die Diphtheritis von Croup zu unter-
scheiden, dürfte oft nicht leicht seyn, da gegen die von GEN-
prın, CHomeL und Asrtruc angegebenen Kriterien des Croup’s
Mehreres einzuwenden ist. Wahrscheinlich stehen alle Beobach-
tungen von Croup, wo Entzündung des Schlundes, ohne jede
Theilnahme der Luftwege, dem Kehlkopfleiden mehrere Tage
voranging , der Diphtheritis nahe. Anprar betrachtet die Diphthe-
ritis als acute Hyperämie der Schleimhaut des Mundes und Schlun-
des, welcher eine ganz eigene häutige Ausschwitzung folge und
leitet die Färbung der Pseudomembran von zugemischtem Blute
ab. Auch er verfechtet die Identität der Diphtheritis mit der
sogenannten brandigen Bräune, doch ist in; letzterer ein allge-
meiner septischer Fieberzustand zugegen, wie er in jener Krank-