5390 FE ‚Pathologie, Therapie und medicinische Klinik.
tige Wirkung der Vaccination. Eine Blatternepidemie zu
Linz war so bösartig, dass bloss der funfzehnte Kranke geret-
tet wurde. Man beeilte sich, zu vacciniren und unter andern
auch ein Kind, welches schon zwei Geschwister an den Blattern
verloren hatte und nicht frei von dem Verdachte der Ansteckung
war. Es bekam den 5. Tag nach der Vaccination die matürli-
chen Blattern, wobei die Impfwunde im eigentlichsten Sinne: ver-
Aorrte. Die Blattern waren weniger bösarlig, so, dass: das Kind
gerettet wurde. — Brand der Gebärmutter. Eine Wöch-
nerin lag schon zehn Tage am Kindbettfieber und war von- ei-
nem Wundarzte zweckmässig behandelt. Das Fieber war mässig,
die Ausdünstung gleichmässig, das Friesel blühend, :der Kopf
ziemlich frei, der Unterleib schmerzensfrei. ‘Die Schwäche nahm
zu und der Verf. fand den zweiten Tag bei Untersuchung des
Unterleibes den Uterus afficirt. Er prognosticirte den Tod, der
in der nächsten Nacht erfolgte. ‘Die ganze innere Fläche der
Gebärmutter war brandig (der Lochien, der Milchsecretion und
anderer 'nothwendiger Umstände geschieht nicht Erwähnung). —
Apoplexie als Larve eines Wechselfiebers. Eine %0jäh-
rige Frau wurde vom Schlage gerührt. Man hielt das Uebel für
nervös und verordnete: Flor. Arnic. Dj inf. s. q. Aq. ferv. per
} hor. Colat, 3vj refrig. adde: Liq. C. C. sıcc. Liq. min. Horrm.
ana gtt. xx, Elaeosacch. Menth., 3), alle Stunden einen Löffel
voll zu nehmen; äusserlich ein Vesicator in den Nacken, und
Spir. arom., Spir. camphor. ana 3j%, Spir Sal. ammon. caust,
3j, alle 3 Stunden die gelähmte Seite damit zu waschen. Tags
darauf war die Kranke besser und den dritten Morgen schien
sie hergestellt; allein den Abend desselben Tags und zwar‘ ge-
rade um dieselbe Stunde wie vorgestern repetirte der vermeint-
liche Schlagfluss, der nichts anders als ein verkapptes Wechsel-
fieber war. Denn am folgenden Morgen war vollkommene Inter-
mission und nach Anwendung der China kam kein Anfall wie-
der. — Steinchenbildung in der Zunge. An der Ober-
fläche Hnks an der Spitze einer entzündeten Zunge bitkdete sich
eine schmerzhafte Erhöhung, welche bis zum 7%, Tage mit Schmerz-
haftigkeit zunahm, abscedirte und ein rundliches, gelblich -weis-
ges Steinchen von der Grösse einer Erbse ausstiess. Hiermit
verschwanden alle Schmerzen, und die Wnnde heilte bald. —
Scorbut höchsten Grades. Das Subject, welches im mitt-
lern Alter stand, häufig heftiges Nasenbiuten hatte, viel Bier
trank und viel schlief, sahe sehr bleich ans, war im Gesichte
aufgedunsen; namentlich waren die Augenlider sehr geschwollen,
die‘ Bindehaut schwammig, sugillirt; die Lippen hbläulich, ver-
Bickt; die Mund- und Rachenhöhle, besonders das Zäpfchen und
die Mandeln dunkelroth, sehr aufgelockert; an den obern und
untern Extremitäten, besonders aber in der Kreuzgegend und an
den Hinterbacken war: eine unzählige Menge grösserer und ‘klei-
nerer linsenförmiger Flecken von dunkelrother und bläulich- schwar-