{. Pathologie, Therapie und medicinische Klinik. 389
anter dem Anscheine von Krampf. Kin 18jähriges Mäd-
chen klagte seit zwei Tagen über innerliche Schmerzen und ‚litt
an anhaltendem Schluchzen mit Verzerrungen des Mundes, Das
Uebel für spasmodisch haltend, verschrieb man Ag. Castor. 3,
Aqy Meliss. 3iij, Tinct. anod. simpl. gtt. x, Tinct, Macis Sf.
Alle halbe Stunden einen Esslöffel voll zu nehmen. ‚Da diese
Mixtur ohne Wirkung blieb, wurde die Kranke abermals unter-
gucht, und sie erregte jetzt Verdacht auf Zwerchfellentzündung.
Ein Aderlass von 8 Unzen, 20. Blutsauger an die Rippen vom
rechten bis zum linken Hypochondrium gesetzt; innerlich Althaee-
decoct mit Nitrum und Sal Glauberi hoben das Schluchzen in
einigen Stunden und die Kranke genas in Kurzem. — Schwämm-
chen. als kritische Erscheinung. Schon nahmen bei ei-
nem ausgemergelten und 40jährigen gallig-nervösen „Fieberpa-
tienten mit Frieselausschlage anhaltendes Delirium, Sehnenhü-
pfen, Flockenlesen, immer steigendes Fieber mit zunehmendem
Frieselausschlage alle Hoffnung zur Genesung, als letztere mit
einem Male durch einen kritischen Schwämmehenausbruch, wel-
cher den 19. Tag der Krankheit auf eine furchtbare Weise und
unter Erstickungsgefahr im Munde erfolgte, bedingt wurde. —
Heilung einer scheinbaren Verhärtung der Gebär-
mutter. Kin Gebärmutterblutfluss hatte bei einer 39jährigen
Wittwe bereits über fünf Jahre gedauert und die Gebärmutter
war aufgetrieben und hart anzufühlen. Stärkende Arzneien ver-
sagten den Dienst; man entschloss sich zur palliativen Behand-
lung, und so waren bereits 3 Jahre verflossen, olıne dass sich
das Uebel geändert hatte. ” Einerseits um die Kranke nicht ganz
ohne Hoffnung zu lassen, und andererseits um möglichst zu
ersparen, wurde verschrieben: Elir, acid. Haller. 3j, Syrup.
simplicis 3ijß , wovon ein Esslöffel voll in ein Seidel Wasser ge-
than und als Getränk gegeben wurde. Hierauf verschwand der
chronische Blutfluss und die vermeintliche Gebärmutterverhärtung
vollkommen und dauerhaft, — Tobsucht nach einem schlei-
chenden Nervenfieber. Das Nervenfieber hatte sich aus
einem katarrhalischen entwickelt und das Gehirn nur mässig er-
griffen. Ohne sehr beunruhigende: Zufälle war die Krankheit
mit dem 30. Tage in Genesung übergegangen, als Patient, der
ohne Arznei und bloss auf eine leicht nährende und behutsam
stärkende Diät gesetzt war, plötzlich zu toben und zu rasen an-
fing. Die alleinige Ursache schien Schwäche zu seyn, denn Pa-
tient tobte jedes Mal, nachdem er über grosse Schwäche geklagt.
Cort. Chin. reg. als Decoct, mit Ag. Cinnam. vinosa und Lig.
C. C. succ. heilten die Tobsucht und die Schwäche. — Nach
einem irregulär und langsam verlaufenden gallig - nervösen Fieber
blieb periodisches Irrereden und eine solche Gefrässig-
keit zurück, dass.nicht nur bei. Tage jede Stunde, sondern
gelbst des Nachts 3— 4 Mal, ‚oft schwere, Speisen gereicht
werden mussten. Patientin zenas ohne Arznei. — Wohlthä-