Full text: (5. Band = 1833, No 9-No 16)

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VI. Thierarzneikunde. 
des Abends das Futter reichte, sehr begierig, hörte dann plötz- 
lich auf, reckte den Hals in die Höhe, sperrte das Maul auf, 
gähnte, wurde aufgebläht, bekam Erstickungsanfälle und konnte 
durchaus nicht mehr schlingen. Man gab ihr öfters laues Was- 
ger und Leinöl, welches jedesmal wieder ausgebrochen wurde; 
das Aufblähen minderte sich etwas, wonach sie mit dem Kopfe 
ruhiger wurde. Am andern Morgen fand B. folgende Krankheits- 
erscheinungen: es floss ihr viel Speichel aus dem Maule; sie 
bewegte beständig den Kopf und strengte sich immer zum Schlu- 
cken an; damit war ein häufiges Rülpsen und Würgen verbun- 
den, so wie einige Aufblähung. In der Gegend der Speiseröhre 
war ein fremder Körper von der Grösse eines Gänseeies zu füh- 
len, welcher sehr fest sass' und sich durch einen Druck ‘von 
Aussen nicht von der Stelle bewegen liess; dazu war der Hals 
an dieser Stelle angeschwollen. B. schlug als einziges, mögli- 
ches Rettungsmittel die Schlundoperation vor, welche denn auch 
bald folgendermaassen vollzogen wurde: Er liess die Kuh auf 
die rechte Seite werfen, machte, nachdem sie gehörig gefesselt 
war, an der Stelle, wo der fremde Körper fest sass, einen fast 
5 Zoll. langen Hauteinschnitt, trennte die Haut vom Zellgewebe, 
machte die Drosselader ebenfalls frei davon, schob sie nach oben, 
und liess sie etwas seitwärts halten. Nun durchschnitt er auch 
die Muskeln, und nachdem er zur Speiseröhre gelangt war, 
machte er einen Längeschnitt von ungefähr 3 Zoll und nahm 
einen Stein heraus, welcher eine glatte, längliche Form und 
13 Lotlı an Gewicht hatte. Mit der Herausnahme des Steins 
hörte das dem Erbrechen ähnliche Recken auf, mit dem zuvor 
ganze Güsse von Speichel heransgeworfen wurden. B. vereinigte 
die Wunde im Schlunde mit 3 Heften und darüber die Haut- 
wunde. — Nach der Operation befand sich die Kuh ganz mun- 
ter und zeigte Fresslust; B, liess ihr aber durchaus keine an- 
dern Nahrungsmittel geben, als Mehlwasser; die Wunde wurde 
mit kaltem Wasser befeuchtet. So verliess B. die Kuh mit der 
sichern Hoffnung, dass sie werde gerettet werden; allein bei sei- 
nem nächsten Besuche fand er sie todt. Der Besitzer hatte sie 
nämlich tödten lassen, nicht wegen eingetretener übler Erschei- 
nungen, sondern einzig, weil er das hier nach einer solchen 
Operation ohnehin für verloren achtete. [Med. Correspondenz- 
blatt des würtemb. ärztl. Vereins, Jahrg. II, Nr.6, 1833.] (Fr.) 
210. Superfoetation bei einer Kuh. Eine bald nach 
Abwerfen eines Kalbes mit verlorener Fresslust liegen gebliebene 
Kuh wurde geschlachtet. Bei Eröffnung fand man noch 2 Käl- 
ber im' Uterus. Das Eine war ziemlich ausgewachsen und schon 
behaart, das andere noch nackt und so gross wie ein Mops. 
Gewiss ein auffallendes neues Beispiel für Möglichkeit einer Su- 
perfötation. [” Wochenschrift für die gesammte Heil- 
kunde, 1833, (X—e.) 
ll 
Verlar von Leopold Voss in Leipzig.
	        
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