IV. Gynäkologie und Pädiatrik. 30
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Stockungen, Verbildungen und Verschwärungsprocess entstehen
können. Ein solcher Zustand darf aber nur als das Zusammen-
kommen des Uebels begünstigend angesehen werden, zu dem ein
eigenthümlicher Sioff, den die Alten bereits Krebsschärfe nann-
ten, örtlich oder latent im Blute ‘sich vorfand. Was die Bildung
dieses schädlichen Stoffes und die Bedingungen anlangt, unter
denen er entstehen und dem Blute beigemischt werden kann, so
führt die Beobachtung der Erscheinungen, welche den Kinfluss
der Sensibilität auf die Secretionen constatiren und die aner-
kannte Wahrheit, dass während heftiger Gemüthsbewegungen
giftige Eigenschaften besitzende Stoffe erzeugt werden können,
so wie der Erfahrungssatz, dass unser Körper selbst für das aus
seinem Bliute und von seinen Organen ausgeschiedene Krank-
heitsgift‘ eben so empfänglich ist, wie dieser Stoff, auf andere
übergetragen, schädlich wirkt, zu der Ueberzeugung, ‚dass auch
die Krebsschärfe nur als Product des Körpers anzusehen sey,
das bei unnatürlicher Reizung der Organe sowohl durch mate-
rielle,. als psychische Einflüsse und Reize ausgeschieden wird.
Sicherlich haben alle Secreta, die zur Zeit und während hefti-
ger Alterationen auszeschieden und ergossen wurden, eine gif-
tige Natur, und dass nicht allein der Speichel eine während des
Affectes gebissene Wunde vergiften kann, sehen wir an der Wir-
kung, welche die Milch der Ammen unter solchen Umständen
auf das Befinden des Säuglings äussert. Von vielem Interesse
sind in dieser Hinsicht die Beobachtungen WeEndrLsTADT’s über
die Folgen des Bisses’ in Affect versetzter Menschen und Thiere,
woran die Wahrnehmungen des Verfs. gereiht werden könnten,
der oft Lippenkrebs und krebsig verunstaltete Finger aus sol-
chen Ursachen entstehen sah. Nach neuern Erfahrungen be-
kommt überdies der Finger, mit dem die weiblichen Geburts-
theile unnatürlich gereizt worden, Warzen, worin nur Einfluss
des scharfen Stoffes erkannt werden kann, der während der Rei-
zung ausgesondert wurde. Aus gleichem KEinflusse sah S, Fin-
gergeschwüre sehr bösartig werden, und wenn DIonis, vAN SwIiE-
TEN und RıchHkrRanD glauben, dass das Coelibat eine für Entwi-
ckelung des Gebärmutterkrebses günstige Bedingung sey, so kann
S. ihren Ansichten nur beipflichten, weil derselbe scharfe Saft,
der Warzen an den Fingern, Condylome olıne alle syphilitische
Ursache an den weiblichen Schamtheilen, und in Wunden gelangt,
so auffallende Wucherungen hervorbringt, sicher auf Mutterscheide
and Uterus selbst, bei der Thätigkeit der Lymphgefässe in die-
sen Theilen, um so nachtheiliger seyn muss, als häufiger diese
Reizungen erfolgen. Sieht man hierin nicht sowohl den Ur-
sprung des Giftes, sondern auch die Art und Weise, wie das-
selbe mit der Gebärmutter in Berührung gelangen, ja selbst in’s
Blut aufgenommen werden kann, so würde diese Ursache doch
sicher nicht in allen Fällen angenommen werden können, wo
der Gebärmutterkrebs, besonders unter Städterinnen, beobach-