Full text: (5. Band = 1833, No 9-No 16)

350. 
HI. Materia medica und Toxikologie. 
die Entstellung zu, und bei helebtem Affect stach. die rechte 
Hälfte durch ihr todtes Ansehen greil von der linken ab. Das 
Sprechen war wegen Verzerrung der Lippen erschwert, die nor- 
mal bewegliche Zunge stand gehörig, der collabirte rechte Na- 
senflügel erweiterte sich beim tiefen Einathmen nicht, die Sen- 
sibilität beider Gesichtshälften wich von der Norm nicht ab, das 
entzündete Auge schmerzte sehr, Störungen der übrigen Fun- 
ctionen fanden sich aber nicht vor. Der Verf. verordnete ein 
Vesicatorium zwischen Proc. mastoid, und Kieferwinkel, in der 
Nähe des Austritts des Antlitznerven, und liess täglich 2 Mal 
4 Gr. Strychn. sulph. auf die mit Digestivsalbe in Eiterung er- 
haltene Fläche streuen, wodurch nach 7 Tagen die Kranke völ- 
lig geheilt war. Die Lähmung der Augenlider war schon am 3, 
Tage gewichen und dann liess auch die Entzündung der Binde- 
haut bald nach. — HM. Eine 38jährige Frau, die vor 6 Jahren 
lange an Gesichtsneuralgie gelitten, deren Meilung, nachdem 
viele Mittel ohne Erfolg geblieben, metaschematisch durch Ein- 
tritt hysterischer Affectionen zu Stande kam, wurde im Herbste 
1831, als die Kranke wegen einer Fussverletzung wochenlang 
das Bette hütete, von Neuem ‘von Schmerz in dem linken Ba- 
cken befallen, der nahe am Foramen mentale paroxysmenweise 
äusserst intensiv wurde, R. liess Morphium aceticum zu 4 Gr. 
auf ein Vesicator hinter dem Ohre streuen. Bald nach der drit- 
ten Application wich der Schmerz und ist seitdem noch nicht 
wiedergekehrt. An diesen Fall reiht der Verf. einige Bemer- 
kungen über Gesichtsneuralgieen, die zu wichtig sind, als dass 
Folgendes hier nicht einen Platz finden sollte: Brıı’s Untersu- 
chungen haben evident erwiesen, dass die Zweige des fünften 
Nervenpaars, die aus. der mit dem Ganglion Casseri versehenen 
Wurzelpartie entspringen, überall, wo sie sich auf der Aussen- 
fläche, oder in den Höhlungen des Gesichts verbreiten, im ge- 
sunden Zustande Leiter der Sensibilität, im kranken hingegen 
Sitz der Hyperästhesie und Anästhesie sind. Die Hyperästhe- 
sie giebt sich verschieden kund, entweder als mehr oder minder 
umschriebenes Schmerzgefühl in den peripherischen Nervenen- 
den; selten isolirt, gewöhnlich an mehreren Stellen des Gesichts, 
zuweilen in beiden Hälften, häufig abwechselnd bald da, bald 
dort, oder als strahlendes Schmerzgefühl längs des Laufes der 
Nervenzweige eines Asts, fast immer auf dieselben Ramificatio- 
nen beschränkt, und nur ausnahmsweise‘ auf die eines andern 
nahen Astes derselben Seite sich verbreitend. Die letztere Neu- 
ralgie hat man xar’ 2Eo/nv Gesichtsschmerz und zwar nach 
FoTHFERGILL genannt, wenn auch AnprK zuerst (1756) diese 
Krankheit als eigenthümliche erkannt und beschrieben hat. Sie 
hat ihren Sitz meist in. den Zweigen des 2. Quintusstammes, 
besonders im Ramus infraorbitalis, seltener im Stirnast des er- 
sten Stammes, am seltensten im Ramus alveolaris und Lingua- 
lis des 3. Stammes, bricht nach längern oder kürzern Interval-
	        
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