V. Gynäkologie und Pädiatrik.
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liche Metrorrhagieen. — MNach den Resultaten der vom Verf.
gesammelten theils eigenen, theils fremden Erfahrungen, kom-
men bei der Placenta folgende 12 Krankheiten vor: 1) Ent-
zündung mit ihren Ausgängen: Eiterung, Induration,
Hepatisation und Gangränescenz. Die Entzündung der
Placenta kommt ziemlich oft vor, doch leidet immer nur ein
grösserer ‘oder kleinerer Theil derselben. Die Placenta zeigt
dann ein grösseres Volumen, “ist angeschwollen, von dunkler
Farbe und mit schwarzem Blute angefüllt. Stellt sich, wie häu-
fig der Fall ist, Induration und Mepatisation ein, so wird
die Placenta eine gleichmässige , röthliche oder bräunliche, feste
und consistente, dem Fingerdrucke widerstehende und harte,
leicht zerreibliche Knoten enthaltende Masse. Bei Eiterung,
die am seltensten vorkommt, sammelt sich Eiter in mehreren
Höhlen von verschiedener Grösse, die olıne eigene Hüllen ge-
wöhnlich auf der Fötalfläche zwischen Eihäuten und Parenchym
der Placenta entstehen. Die Substanz des Mutterkuchens zeigt
dabei Hepatisation. — Der übelste Ausgang, der in Brand ,
findet sich nächst der Hepatisation leider oft genug vor. Die
Placenta ist, wo Gangrän eintritt, zwar glänzend, aber von dunk-
Jer blau- und grünlich- schwarzer Farbe, sieht. wie Gallerte und
ist so weich, als. wenn sie macerirt wäre. Auch fliesst aus ihr
dunkle, schmuzige Jauche. 2) Hypertrophie, die oft so be-
deutend ist, dass die Placenta 3 bis 5 Pfund und darüber-wiegt,
Das Gewebe scheint dabei ganz gesund zu seyn. Diese Krank-
heit kommt gerade nicht zu oft, doch auch nicht zu selten vor,
S) Atrophie. Sie wurde ebenfalls häufig und zwar nicht in
unbedeutendem Grade wahrgenommen. MNeben ungewöhnlicher
Kleinheit ist die atrophische Placenta meist weich, trocken, livid,
weisslich, ja manchmal gar nicht in Kotyledonen getheilt. Der
Rand verliert sich, ohne gehörige Begränzung, allmählich in die
Eihäute. 4) Ossification, eine der gewöhnlichsten Krankhei-
ten der Placenta. Meist findet man nur auf der äussern Fläche
kalkartige Concremente oder. Knochenablagerungen, bald mehr,
bald weniger gross, dick und hart, so dass sie zuweilen eine
Kruste bilden. Doch haben CAmERARIUS, GALLONDAT und Mo-
THINE auch Sand und Steine in der übrigens ganz gesund schei-
nenden Substanz der Placenta gesehen.‘ 5) Malacie. Geht
gewöhnlich mit Atrophie Hand in Hand, was um so interessan-
ter ist, da sich diese Verbindung bei andern Organen nicht
leicht vorfindet. Die Placenta ist dann meist sehr klein, livid
and bläulich, von dünnem und laxem Gewebe und so weich und
zart, dass sie mit dem Finger leicht zerdrückt werden kann.
6) Scirrhus placentae, bei Manchen ein constitutionelles
Leiden, weshalb es oft in jeder Schwangerschaft wiederkehrt,
Schon MavurıcEau hat dies Uebel mehrmals beobachtet; doch
Ist es vom gewöhnlichen Krebs noch sehr verschieden. Die
seirrhöse Placenta ist ungewöhnlich hart und consistent und be-