Full text: (5. Band = 1833, No 9-No 16)

II. Materia medica und Toxikologie, 25 
irgend wo anders zu suchen scy. Dies erhellt aus der Prüfung 
der Umstände, unter welchen. sie auftritt; es muss sich‘ nämlich 
eine Art von Contrast zwischen der Affection des Gehirns 
und den übrigen Symptomen zeigen. Unter dem Auftreten mäs- 
sig heftiger Fiebersymptome zeigt sich entweder. gleich im An- 
fang oder bald nachher eine Störung im Gehirne, welche schon 
anfangs zu jenem im Missverhältnisse steht und täglich in noch 
grösseres tritt. Der Puls ist sehr schwach, ausserordentlich 
frequent, das Delirium höchst wild und die Muskelkraft über- 
mässig gesteigert; er scheint, als wenn das Gehirn seine eigen- 
thümliche Krankheit habe, unabhängig von dem Leiden des Ge- 
fässaystems. Stirbt der Kranke, so stirbt er an erschöpfter Ner- 
venkraft, und bei der Section findet sich weder im Gehirn noch 
wo anders eine deutliche Spur der Krankheit. . Es giebt auch 
Fälle, wo beim Eintritte kein deutlicher Contrast zwischen den 
Symptomen der Gehirnaffection und dem Leiden anderer Organe 
sich darstellt, bis später sich derselbe entwickelt, und auch dann 
soll das Opium unentbehrlich seyn. So kann in einigen Fällen 
mit der Aufregung des Herzens und der Arterien, jedes Sym- 
ptom im Einklage stehen; die Blutentziehungen und andere pas- 
sende Mittel beseitigen alle übrigen Krankheitserscheinungen, 
nur das Delirium dauert fort; Tag und Nacht hält die Schlaflo- 
gigkeit an. Mit dem Delirium sind gewöhnlich Sehnenhüpfen 
und unwillkührliche Stuhl- und Urinausleerungen verbunden; eine 
zur passenden Zeit gegebene Gabe Opium beseitigt öfters alle 
Gefahr. Andere Male machten heftige Gefässaufregung eine 
starke Blutentziehung nöthig, und alles schien zur Genesung zu 
eilen, der Puls wird weich, die Zunge rein, der Schmerz fehlt 
und der Kranke kann zwei bis drei Nächte einen erquickenden 
Schlaf haben; plötzlich bemerkt man etwas Fremdes in seinem 
Wesen, ohne dass sich die übrigen Erscheinungen verändern, 
es bricht ein wüthendes Delirium aus, die Ausleerungen ge- 
schehen ohne Bewusstseyn; wenige Stunden reichen zu dieser 
Veränderung hin, und in 24 Stuuden kann eine mässige Gabe 
Opium die Gefahr beseitigt haben. Noch giebt es Fälle von 
Fiebern, wo die Gehirnsymptome mit den Symptomen des Ge- 
fässleidens keinen grossen Contrast verrathen und doch das 
Opium zum wichtigen Heilmittel wird; der Kranke zeigt bloss 
ein Symptom, das auf Gehirnleiden schliessen liesse, nämlich 
einfache Schlaflosigkeit; er ist fast fieberfrei, Niemand denkt an 
Gefahr, nzch mehreren Tagen sinken plötzlich seine Kräfte, die 
Zunge wird trocken und zitternd, er murmelt, lässt Alles unter 
sich gehen und stirbt. Oft hat der Kranke vergessen, die Schlaf- 
losigkeit anzugeben, und der Arzt, darnach zu fragen. Wäre 
dies erkannt worden, und hätte man bei Zeiten Opium gegeben, 
so würde wahrscheinlich der Kranke gerettet worden seyn. Es 
zeigt sich allerdings in solchen Fällen von grosser Wichtigkeit, 
wenn der Arzt den Kranken in seinem gesunden Zustande schon
	        
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