296 IV. Chirurgie und Ophthalmologie.
zuerst der feststeckende 1} Zoll lange eichene Splitter entfernt,
worauf man, doch vergebens, durch Aderlass und Abführmittel
den gereizten Zustand des ganzen Körpers zu beseitigen suchte.
2 Tage später hatte sich der Trismus vermehrt und schien in
allgemeinen Starrkrampf überzugehen. Nun erhielt der Kranke
alle 3 Stunden 4-Gran Strychnin.- Schon nach-der 2, Gabe liess
die Steifigkeit der Muskeln naeh, und der Kranke konnte wie-
der bequemer schlucken. Bei der 4. Gabe entstand ein allge
meiner Schweiss, und alle Zufälle waren gewichen. Am 153.
Tage nach der Verletzung wurde Patient geheilt entlassen.
[Clarus’s u, Radius’s wöchentl. Beitr, etc., en Nr. 6.]
K—e.)
IV. CHIRURSIE und OÖPHTHALMOLOGIE:
160. Eine Sackgeschwulst der Zunge durch
Enucleation entfernt; aus Duruyraen’s Klinik. Ein 19jäh-
riger Mensch hatte seit 8 Jahren eine Geschwulst in der Zunge.
Anfangs war ein kleiner harter Punkt ‚entstagden, der sich, olıne
Schmerz zu verursachen, ohne dass sich die Farbe :an dieser
Stelle veränderte, und ohne bedeutendes Hinderniss: für die
Sprache, bis zur Grösse eines kleinen Kies ausgebildet hatte:
Man machte einen Einstich, erweiterte dann die Ränder ‘des
Stiches, indem man die Zunge zusammendrückte, und plötzlich
sprang die Geschwulst heraus. Das Blut wurde durch kalte
Mundwässer gestillt, und die Entzündung, wiewohl sie einen
ziemlichen Grad erreichte, in einigen Tagen beseitigt. Die Ge-
schwulst war carcinomatös, allein in einem Sacke eingeschlossen.
[Transactions med., Tome XT, Fevr, 1833.) (H—r.)
161. Eine angeborene Krankheit der Zunge.‘ P
Dusors wurde zu einem 2. Tage alten Kinde ‚gerufen, welches
folgendes Uebel der Zunge mit zur Welt gebracht hatte. Der
ganze vordere und freie "Theil dieses Organs war abgerundet,
gespannt, von Gestalt und Umfang einer grossen Nuss; der hin-
tere und adhärirende Theil hatte sein natürliches Ansehen; das
Kind steckte öfters die Zunge zum Munde heraus. Die untere
Fläche derselben schien. durch eine dünne, durchsichtige, ge-
spannte, weisse, an einigen Punkten bläuliche, fast durchaus
mit sehr feinen Gefässverzweigungen durchzogene Haut gebildet,
deutlich fühlte man an dieser Stelle Fluctuation, und, mit ei-
nem Worte, die ganze untere freie Gegend der Zunge glich ei-
nem bloss gelegten, mit einer serösen Flüssigkeit gefüllten Bruch-
sacke, oder, noch deutlicher, der unter dem Namen Ranula be
kannten Zungengeschwulst. Das Kind konnte die Flüssigkeiten,
weiche man ihm mit dem Löffel reichte, leicht schlucken; allein
die Brustwarze zu fassen und zu saugen war es nicht im Stande.
Da ein ähnlicher Fall dem Verf. jemals weder vorgekommen,