262 11. Pathologie, Therapie und medicinische Klinik.
aufgelockert. — Die andern Fälle weichen von den mitgetheil-
ten nicht ab. Verf. meint, dass die Ruhr sich in dieser Fami-
lie per contagium verbreitet habe. — Unter den chronischen
Kranken ragen die Phthisiker hervor, da das Wetter den Brust-
kranken günstig war. Ein Fall dieser Art zeichnet sich durch
seine langsame Dauer aus, indem die Kranke schon seit fünf
Jahren anhaltend an Husten und abwechselnd an Fieber, Blut-
speien und Bruststechen leidet. — Eine Neuralgie in der
Nähe der Schultergelenke mit Schwerheitsgefühl und Taubheit
verbunden, war so heftig, dass Patient sich oft des Weinens
nicht enthalten konnte. Schon früher waren, weil das Uebel
für rheumatisch gehalten wurde, antirheumatica ohne Nutzen
angewendet worden; allein auch Nervina und Derivantia brach-
ten keine Heilung, die endlich das Seebad schaffte. — Ein 12jäh-
riges, blödsinniges Mädchen, welches ausserordentlich ängstlich
und schüchtern war, musste ungeheilt aus der Privatheilanstalt
entlassen werden. Ihr Körperliches hatte sich daselbst in fast
anderthalb Jahren ausgebildet, allein ihr Intellectuelles war auf
der untersten Stufe geblieben; denn aller Mühe ungeachtet lernte
sie weiter nichts, als das Abc, das Nachmalen einiger Buch-
staben und das Hersagen einer Reihe Zahlen. Ein wenig glück-
licher war man bei einem andern Falle, der jenem sehr ähn-
lich ist. — Verf. theilt hier Dr. Romsere’s Fall einer Mania
partialis bei einem 2}jährigen Kinde mit. Das Kind fing,
nachdem an ihm durchaus nichts Kraukhaftes und Widernatürli-
ches bemerkt‘ worden war, mit einem Male und ohne bekannte
Veranlassung an, ungeberdig zu werden, und liess sich weder
üurch sanftes Zureden, noch durch Drohungen beruhigen und
folgsam machen. Kines Tages nahm es einen Häring vom Tel-
ler, ass mit Gier und Hast das Fleisch von den Gräten und
warf diese weg. Es beantwortete Fragen ganz richtig, gab sei-
nen Namen, die Strasse und Nummer der Wohnung an; lächelte
aber oft ohne Veranlassung und rief oft, ohne dass Jemand da
war: da steht er! da kommt er! Ein anderes Mal sass es still
im Winkel und gab keinen Laut von sich. Die Mutter dieses
Kindes hatte in der Schwangerschaft an Mania suicida gelitten,
und ihrer Mutter Schwester war wahnsinnig gestorben. [Morn’s
Archiv, 1833, Jan. Febr.] (V—t.)
3141. Rückblick auf die im Sommer 1831 zu Rib-
nitz im Grossherzogthume Mecklenburg-Schwerin
und in der Umgegend herrschende Nerven-, nervöse
und verlarvte Wechselfieber-Epidemie; von C. A. Torr.
Die Nervenfieber traten bald als Febres neuropathicae cephali-
cae, bald als neuropath. spinales, bald als Typhi gangliares
abdominales auf. Die vorzüglichsten Symptome des von fehler-
hafter Dynamik des Gehirns ausgehenden Nervenfiebers waren
anhaltender, dumpfer Schmerz in der Stirn, Schwindel bei jeder
Bewegung , Ohrenklingen und Sausen, Flimmern vor den Augen,