Full text: (5. Band = 1833, No 9-No 16)

250 
; IV. Gynäkologie und Pädiatrik. 
waren verschiedene Krampfmittel eingeflösst worden. Der Verf, 
dachte an die Ursache solcher Convulsionen nach Punctionen, 
und um auch hier der Leere im Unterleibe abzuhelfen, liess er 
ein Klystier aus warmem Wasser mit einem Esslöffel Küchen- 
salz geben. Kaum war dies geschehen, so liessen die allgemei- 
nen Convulsionen und der Singultus convulsivus nach, Puls und 
körperliche Wärme hoben sich, die Gesichtsfarbe verbesserte 
sich, und ohne zu sich zu kommen. oder Zeit zu geben, dass 
ihr hätte etwas eingeflösst werden können, legte sie sich auf 
die Seite, schlief ein, und Zuckungen und Stöhnen hörten, ohne 
später wieder zu kommen, auf. Unstreitig bewirkte das Kly- 
stier diese schnelle Veränderung theils durch sein Volumen, 
theils durch die reizende Eigenschaft mittelst Wärme und Salz, 
Dass die erwähnten Convulsionen nach Punctionen nur selten 
eintreten, liegt daran, dass man die Nothwendigkeit des Zu- 
sammenschnürens des Unterleibes nach der Operation hat ein- 
sehen lernen. Nur wenn die Ligatur unvollkommen geschieht, 
oder zu früh gelöst wird, kann jenes: Uebel eintreten. Dass 
dasselbe nach Entbindungen noch seltener als nach Punctionen 
vorkommt, lässt sich theils aus dem Gebrauche der Hebammen, 
den Unterleib der Entbundenen durch Tücher zusammenzuzie- 
hen, erklären, theils dadurch, dass die Mehrzahl der Schwan- 
gern durch die Schwangerschaft nicht in einen Schwächezustand, 
wie der der Wassersüchtigen ist, versetzt wird, das Contracti- 
litätsvermögen derselben ist also nicht so erschöpft, und daher 
zur Contraction nicht so unvermögend, wie bei Wassersüchtigen. 
Gefährdeter als Andere sind jedoch die Erstgebärenden, nicht 
nur weil die erste Schwangerschaft sie im höhern. Grade lei- 
dend macht, sondern auch wegen der noch zarten Faser, die 
leicht nachgiebt und in Ueberspannung und aus dieser in Läh- 
mung übergeht. Diese Disposition hört aber mit der Zeit im- 
mer mehr auf, und so fallen denn bei den folgenden Entbindun- 
gen die Ursachen zu diesen Convulsionem weg. — Aus dem 
Mitgetheilten ergiebt sich, dass das Zusammenschnüren des Un- 
terleibes nach Entbindungen keineswegs als überflüssig von den 
Hebammen, denen es meist zu umständlich ist, unterlassen wer- 
den sollte. Wäre man in dieser Hinsicht nicht so nachsichtig, 
so würden auch die starken Bäuche unter den Frauen, die im 
Wochenbette gelegen haben, weit seltener seyn, als sie jetzt 
sind. Um daher jener Gefahr und diesem Uebelstande vorzu- 
beugen, sollten die Behörden, das alsbaldige Anlegen der ‚Tü- 
cher um den Unterleib der Entbundenen nicht der Willkühr der 
Hebammen überlassen, sondern als unerlässlich. von ihnen for- 
dern, diejenigen Professoren aber, die durch Lehre und Bei- 
spiele zur Gewissenlosigkeit und Nachlässigkeit der Hebammen 
Ursachen sind, zur Verantwortung ziehen.: [Rust’s Magazin 
für die gesammte Heilkunde, Bd. 839, Heft 1.} ‘ K ; \ 
— ©,
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.