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IV. Gynäkologie und Pädiatrik.
lasse stellten sich Convulsionen ein, und nun erst ah O, den
Kranken, der eine förmliche Wasserscheu. und einen solchen
Singultus convulsivus hatte, dass es ihm, wie er sich ausdrückte,
das Herz abstosse. Der Blick war wild, der Athem beklom-
men, der Puls klein, ungleich, aussetzend, die Hände kalt und
das. Verlangen nach etwas, was das Schluchzen beseitige, sehr
gross. Da der Kranke Arznei nicht nehmen koennte, auch keine
zur Hand war, so versuchte O. den thierischen Magnetismus.
Das Schluchzen hörte darauf auf, und der. Kranke rühmte sehr,
dass ihm sehr wohl sey. Nachdem aber das Magnetisiren. einige
Minuten ausgesetzt worden war, stellte sich .das. Schluchzen
wieder- ein, hörte jedoch auch wieder auf, als das Streichen
wiederholt wurde.. O. strich den Kranken noch eine halbe
Stunde, dann aber sollte das Streichen durch einen Andern fort-
gesetzt werden. Als O. diesen dazu anwies, bat der Kranke,
dass er aber auch ja jenem. das sagen möge, was er dazu. ge-
sprochen habe. Auf die Antwort, dass nichts dabei gesprochen
werde, schien der Kranke das Zutrauen verloren zu haben. Der
Andere strich pünktlich, doch traten bald ‘allgemeine Convulsio-
nen ein, und nach einer halben Stunde erfolgte der Tod. Nach
0. hatte hier gewiss neben der‘ animalisch - elektrischen Kraft
auch das Staunen über empfundene wohlthätige Wirkung und
der Gedanke, dass dies nicht allein vom Streichen herkommen
könne, ‚grossen Einfluss auf die fortdauernde Wirkung, bis dem
Kranken dieses Staunen benommen wurde. Um so niederschla-
gender und unwirksamer musste daher das Streichen für ihn
seyn, da sich sein Glaube zuverlässig in Unglaube und vielleicht
in Unwillen verwandelte, weil er denken konnte, O0. habe zu
seinem Besten das Geheimniss nicht verrathen wollen.: —— ‘ Die-
ser Mann hatte, wenn wir uns genau an das von OsIANDER Mit-
getheilte halten, nicht eigentliche Wasserscheu, sondern litt. an
einfachem Unvermögen der Schlingkraft und zwar wahrscheinlich
1) aus Erschöpfung durch langes Tanzen und 2) aus Erkältung
und Lähmung in den Schlingorganen, da er erhitzt und .yom
Schweisse durchnässt am kühlen Morgen ‚unter freiem Himmel
schlief. Warum namentlich die Schlingorgane durch diese Er-
kältung in Lähmung versetzt wurden, lässt sich erklären, wenn
"mn annimmt, dass der Mann mit offenem Munde geschlafen
habe, wodurch die kalte Luft und, was noch mehr :ist, der
kalte Thau mit den Schlingorganen in unmittelbare Berührung
kamen. Bei der wahren Wasserscheu sind die Schlingorgane
entzündet und schmerzhaft, was hier ‚nicht der, Fall war, der
Kranke litt also vor der Hand nur an ‚einfacher Lähmung der
genannten Organe und konnte deshalb nicht schlingen. : Der Setze
gulius, convulsivus, oder eigentlich die Suffocatio convulsive,
da sich Erstickung aus Unvermögen zum Athmen ‚und Stockung
einer übergrossen Blutmenge im Herzen fand, so ‚wie die allge-
neinen Convulsionen und der Tod waren Folge der 3maligen