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IV. Gynäkologie und Pädiatrik.
dem rechten Schenkel liegt und die Knie in die
rechte Seite der Mutter gedrängt worden sind, um
die Wendung zu bewirken, Folgendes; Nachdem die geeigneten
dynamischen Mittel angewendet, und erweichende Kinspritzun-
gen in Scheide und Uterus gemacht worden a) die Gebärende
die Knie- Ellenbogen -Lage annehmen zu lassen; b) mit der rech-
ten Hand neben dem vorgefallenen Arme und über das Gesicht
des Kindes hinwegzugleiten, indem man den. Rücken der Hand
nach der Kreuz- Darmbeinverbindung hiuführt; c) den sich zuerst
darbietenden, im Knie gebogenen Schenkel entweder mit dem
gekrümmten Finger zu fassen und ‚abwärts zu ziehen, oder je
nach den Umständen d) an der innern Fläche des rechten Vor-
derarms des Operateurs und dessen Handtellers bis’ zu der Stelle
der Kniekehle, wohin seine Finger gedrungen seyn müssen, ei-
nen stumpfern (SxeLLIE’schen) Haken einzuschieben oder schie-
ben zu jassen; im letzteren Falle dem’ geschobenen Haken mit
der linken freien Hand vorsichtig die Direction zu geben, und
wenn er am Orte seiner Bestimmung angelangt ist, den Haken
in die Kniekehle zu versenken, und sich durch Anziehen dessel-
ben zu vergewissern, dass er gut gefasst hat; e) die Gebärende
dann wieder die Rückenlage annehmen .zu lassen; f)} mit der
linken Hand,. wenn auch nur mit der Fingerspitze, bis an .die
Stelle, wo der Haken gefasst hat, einzugehen, den Zug an letz:
terem nach der Führungslinie des Beckens zu verrichten oder
doch verrichten zu lassen und auf diese Weise den einen Fass
herauszufördern; —- liegt die.Gebärende auf dem Querbett, so
wird ‚die Richtung des Zuges gerade abwärts gehen müssen;. —
ist das Knie am Ausgange des kleinen Beckens, so wird der
aufwärts geschlagene Unterschenkel gelöst, und, zu mehrerer Si-
cherheit , eine Schlinge um das Knöchelgelenk gelegt. —..Der
Verf, wurde durch einen eben so seltenen als schwierigen „ ana-
logen Geburtefall auf das beschriebene Verfahren geleitet, wo-
bei sich dessen Zweckmässigkeit trefflich bewährte, — Eine ge-
gsunde, unverehelichte, einige 20 Jahre alte, zum ersten Male
schwangere Brünette, von mittler Statur, straffer Faser, bekam
nach regelmässig verlaufener Schwangerschaft am 31. August 1830
bei schleichendem Abgange der Wässer, schwache Wehen, die
sich bald verstärkten; die: herbeigerufene Hebamme fand die
Frucht widernatürlich gelagert und verlangte den Beistand des
Physikus; die Wässer waren nun ganz. abgeflossen; der Kopf
lag auf dem rechten Darmbeine,. der linke Arm im Ellenbugen-
gelenke eingeschlagen am Kingange des Beckens; zu den Füssen
des Kindes war nicht zu gelangen, die immer kräftigeren We-
hen trieben den Arm bis zum Beckenausgange; nach mehrstün-
digen vergeblichen Wendungsversuchen rief der erschöpfte Arzt
den Verf, herbei; dieser fand die Kreissende ohne Fieber, den
Uterus fest um das Kind zusammengezogen und so straff und
hart, dass sich kein einzelner Theil des Kindes unterscheiden