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Im. Chirurgie und Ophthalmologte,
und es hatte sich nur Gehirnerschütterung, etwas Bluterguss
und Quetschung der Dura mater gefunden. Später aber mochte
dieselbe, da es an Unterstützung fehlte; eingerissen seyn, und
nun war, als Delirien und andere Zeichen allgemeiner Reizung
beobachtet wurden, ein Vorfall des Gehirns erfolgt. Wäre dies
nicht geschehen, so würde alles noch gut gegangen seyn, denn
von der Gehirnerschütterung hatte sich der Knabe erholt, Ent-
zündung war nicht zugegen, und die gut aussehende Wunde war
weit genug zur Ausziehung der Knochensplitter und der Kugel.
-— Dem Verf. ist nicht bekannt, dass die Entwickelung eines
Hirnschwammes von der Basis des Gehirns aus und so weit nach
innen schon beobachtet worden wäre. Auch zeigt dieser Fall,
wie unentbehrlich, um einen Hirnschwamm zu verhüten, die Un-
terstützung des Craniums ist, da ein solcher hier durch eine 4
Zoll tiefe Wunde entstand, so wie er den Unterschied zwischen
den Symptomen des Gehirnschwammes oder Vorfalls und der
Gehirnentzündung zeigt. Ueberdies ist in Bezug auf diesen: Fall
die Fortdauer des Gehörs nicht zu übersehen, obgleich die da-
bei interessirten Theile ungemein viel gelitten hatten, [v. Kro-
riep’s Notizen, Nr. 433.] ; (K— e.) ;
121. Ein warzenförmiger Blutschwamm an der
Oberlippe; beobachtet von Dr. BerRtHoLD in Zeiz, Kin 10jäh-
riger, früher gesunder und blühender Knabe, der aber doch pe-
riodisch über Kopfschmerzen sich geklagt hatte, fing unmittel-
bar nach einem Backenstreiche, den ihm der Lehrer gegeben,
zu erkranken an. Zuerst trat eine heftige Blutung aus dem
Rande des sehr hervorragenden mittlern Theils der Oberlippe
ein, die in den nächsten Tagen sich ohne erhebliche Veranlas-
sung wieder einfand. 8 Tage später zog ein kleiner Fungus die
Aufmerksamkeit der Eltern auf sich, und als dieser während
einer Woche schnell’ wuchs , wurde B. befragt. Der Fungus war
& Zoll lang und 4, Zoll dick, schräg nach vorn und unten ge-
richtet, brustwarzenförmig und eben 80 sitzend, regelmässig
abgerundet, dunkelbraun und mit hornartiger Scheide bedeckt,
deren acheinbar leere Spitze sich, doch schwer und ohne Schmer-
zen, zusammendrücken liess und den Eindruck behielt.‘ Der
übrige Theil war keines Eindrucks fähig, schmerzte etwas, ver-
rieth aber keine Pulsation. Die gesunde, von flüchtig stechen-
dem Schmerze periodisch durchzuckte Lippe liess lebhaftes
Klopfen ihrer Arterien wahrnehmen. Das Allgemeinbefinden
war noch unverändert, nur war der Knabe matt. B. beschränkte
die Nahrung möglichst, liess aber viel frisches Wasser trinken.
Ueber die Lippe wurde frisches Wasser aufgeschlagen und der
Fungus mit Lapis infern. incrustirt, . Durch Letzteren wurde
zwar die Spitze des Fungus in Kiterung gesetzt und theilweise
Lösung vom Boden unter wiederholter venöser Blutung herbei-
geführt, doch schien es später, als werde dem Afterorganisa-
tionstriebe des Fungus dadurch Vorschub geleistet und die Ver-