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IV. Gynäkologie und Pädiatrik.
wieder möglich war, Aqu. antihyst. — Chamom. Tinct. cast. aeth.
and Opi croc, Auf Rath eines herbeigerufenen Collegen wurde
die Gabe des Opiums bis zum halben Gran alle halbe Stunden
vermehrt, auch Opiate in die Gebärmutter eingespritzt. . Auf
diese Mittel liessen die‘ Krämpfe bald nach, und der. Puls wurde
ruhig. 16 Stunden nach der Entbindung wurde der Urin mittelst
Katheter abgelassen. Das Bewusstseyn kehrte erst 30 Stunden
nach der Geburt zurück, hatte also im Ganzen 86 Stunden ge-
fehlt. Die wie aus einem Traume Erwachende hatte‘ von dem
Vorgegangenen keine Erinnerung und Ahnung. Bis zum 4. Tage
befand sie sich ganz wohl. ‚An diesem Tage trat heftiges Milch-
fieber mit Kopfweh und Anspannen der Brüste. ein, wogegen
Blutegel, Elect. lenit. Nitr. u. 8. w. mit Erfolg benutzt wurden.
Am 9. Tage reichte man wegen fortdauernder. gastriacher Be-
schwerden ein Brechmittel und liess diesem mit Nutzen Abfüh-
rungen folgen. Am 14. Tage kam plötzlich Phlegmatia dolens
zum Vorscheine, wich aber bald Blutegeln, Quecksilbereinreibungen
mit Opium und Abführmitteln, worauf die Patientin völlig genas.
14 Monate später gebar sie leicht ein lebendes Kind. [Caspers’s
Wochenschr. f. ges. Heilk. 1833. No. 11.] (K—e.)
92. Convulsionen einer Schwangern; mitgetheilt
von Dr. Hassacnm zu Bensberg bei Cöln. Eine 24jährige, zart
gebaute, zum ersten Male im 8. Monate schwangere, früher ge-
sunde Frau bekam nach Aerger Kopfschmerzen und UVebelseyn,
worauf bald Bewusstlosigkeit, Verdrehen der Augen und Zuckun-
gen der Extremitäten folgten. Ein hinzugerufener Geburtshelfer
fand die Frau noch bewusstlos, doch ohne Zeichen bevorstehen-
der Frühgeburt. Da die Convulsionen einigen Hausmitteln nicht
wichen, wurde der Verf. verlangt „ dem die Kranke, nachdem
erwähnter Zustand. schon 18 Stunden angehalten hatte, sehr be-
denklich vorkam, Das Gesicht war roth, aufgetrieben, mit Schweiss
bedeckt, die Augen nur halb offen, die Zähne knirschten, und bis-
weilen zeigte sich Schaum vor dem Munde. Karotiden und Tem-
poral- Arterien klopften heftig, die Respiration war kurz, unter-
brochen, der Puls hart, gespannt, häufig, zuweilen unregelmässig.
In den Extremitäten zuckte es zuweilen, der Untärleib war hart,
gespannt, und Bewegung des Kindes nicht zu fühlen. Man liess
zur Ader, fomentirte den Kopf kalt, benutzte lauwarme Fuss-
bäder, Sinapismen und krampfetillende Kliystiere und löste Sal
Glaub. in Chamillenwasser, damit es, wenn die Kranke schlucken
könnte, genommen würde: Doch kehrte das Bewusstseyn nicht
zurück und die Zuckungen liessen nur scheinhar etwas nach.
Da an Beendigung der Geburt auf künstliche: Weise hier nicht
zu denken war, wenn dies auch das beste Mittel. schien, 80
wurde neben den kalten Fomentationen ein ganzes lauwarmes,
mit vieler Holzasche versetztea Bad benutzt. Als dieses Bad
zegen 10 Minuten angewendet worden war, trat in den Muskeln
mehr Ruhe ein, Respiration und Puls wurden regelmässiger und