1V. Gynäkologie und Pädiatrik. 183
die Erweiterung des Muttermundes vermittelst der Hand oder
der Extensionswerkzeuge unausführbar ist, da soll sie mit dem
gewöhnlichen Messer oder dem Hysterotom, oder mit der Scheere
versucht werden. Allein dabei bloss auf die noch gesunden Stel-
jen Rücksicht zu nehmen, hält Verf. nicht für rathsam und ge-
nügend, Statt der Incisionsmethode den Kaiserschnitt zu machen,
ist Verf. nicht gemeint, weil dadurch die schon wegen ihres
ursprünglichen Leidens dem Tode rasch entgegeneilende Mutter
ihm noch schneller zugeführt werden muss und das Kind bei
diesem Krankheitezustande der Gebärmutter selten lebeud bleibt
Noch verwerflicher wird sie dann, wenn das Kind schon abge-
storben und die Gebärmutter entzündet ist. [Horn’s Archiv,
1832. Novbr. Decbr.] (V—t.)
90. Gelbsucht einer Schwangern; mitgetheilt von
Dr. Hassacy zu Bensberg hei Cöln. Eine 18jährige, zum zwei-
ten Male schwangere Frau wurde im Anfange der Schwangerschaft
von bedeutender, den gewöhnlichen Heilmitteln trotzender Gelb-
sucht befallen. Im dritten Monate abortirte sie, und nun genas
sie ohne Mittel in kurzer Zeit völlig. Dass Gelbsucht in den
letzten Schwangerschaftsmonaten selten eher geheilt wird, als
bis nach der Entbindung, da das Uebel meist vom Drucke des
schwangern Uterus auf die Leber herrührt, ist bekannt. Im er-
wähnten Falle aber kann von mechanischen Ursachen nicht ge-
sprochen werden, sondern man muss das Uebel in dynamischen
Ursachen durch die Schwangerschaft suchen. [Hufeland’s Journ.
der prakt. Heilk: 1882. Dec.] ; (K— e.)
91. Epileptische Krämpfe einer Gebärenden;
mitgetheilt vom Mofr. Dr. HavcK in Berlin. Kine untersetzte,
starke Ersigebärende befand sich bis zur.letzten Zeit der Schwan-
gerschaft wohl, nur war durch bis oben hinauf sehr geschwol-
lene Beine das Gehen unmöglich. Wegen Vollsaftigkeit war im
7. Monate zur Ader gelassen worden. Als den % Aug. 1821
Morgens 9 Uhr H. bei den ersten, nur schwachen Wehen ge-
rufen wurde, verordnete er einen neuen Aderlass von 16 Unzen,
worauf 9 Stunden mit schwachen Geburtsschmerzen vergingen,
um 6 Uhr Abends aber plötzlich sehr heftige epileptische Krämpfe
eintraten. Auf einen Aderlass von 20 Unzen trat keine Remission
ein. Innerliche Mittel konnten nicht gereicht werden. Um 4 Uhr
Abends war die Geburt so weit forigerückt, dass die Eihäute
gesprengt und die Zange angelegt werden konnte, was bei Fort-
dauer der Krämpfe höchst schwierig war. Nur mit heharrlichster
Mühe war der noch sehr hoch stehende Kopf herabzuziehen.
Die Nachgeburt folgte bald. Das Kind, ein Knabe, war, da die
Nabelschnur grün erschien, gewiss schon seit 12 Stunden abge-
storben. Nach der Entbindung liessen zwar die Krämpfe nach,
doch kam die seit 7 Stunden Bewusstlose noch nicht zu sich.
Im Gegentheile stellten sich Nachts 1 Uhr neue Krämpfe ein.
Man liess noch 3 Tassen Blut weg und gab, da das Schlucken