IV. Gynäkologie und Pädiatrik.
dadurch, dass das eigentliche Carcinom sich erst nach Ablauf
der Hälfte der Schwangerschaft auszubilden anfing, Die Schwan-
gerschaft beförderte die schnellere Entwickelung und Verschlim-
merung des Uebels; aber die Kranke unterlag hauptsächlich der
eingetretenen Entzündung der Gebärmutter und des Peritonäums,
welche unter den obwaltenden Verhältnissen ‚einen bösartigen
Charakter annehmen musste. Zu dieser Bösartigkeit prädispo-
nirten die Leiden der Gebärmutter; zu jener Entzündung aber
die unternommenen Manipulationen und die vergeblichen An-
strengungen des Uterus, das todte Kind auszustossen. — Verf,
führt nun von Anderen beschriebene Fälle an, welche er mit
dem seinigen vergleicht. In den meisten war das Uebel entweder
noch nicht so weit ausgebildet, oder,‘ wenn auch das Carcinom
ausgebildet war, so erfolgie doch die Geburt vor dem völlig
abgelaufenen Schwangerschaftstermine, gemeiniglich schon in den
früheren Schwangerschaftsmonaten. Solche Beobachtungen mach-
ten LeEvRET, SIEROLD Ssen., SOMMER, JoERG, OswALD, STRICKER
und STEIN jun. Ohne Zweifel verdient der von Stem (die Lehr-
anst. d. Geburtsh. zu Bonn, H. 1. Kiberfeld 1820. S. 163) er-
zählte Fall dem unsers Verfs, zur Seite geseizt zu werden,
Auch hier misslangen die Versuche zum accouchement force,
and man sah sich genöthigt, da die heftigen Wehen den Mut-
termund nicht erweiterten und Ruptur. des Uterus fürchten lies-
sen, auf blutigem Wege zu dilatiren. Mehrere Einschnitte, die
einen Zoll tief längs des Saumes des verhärteten Muttermundes
gemacht wurden, mussten noch kräftiger wiederholt werden, be-
vor die kräftigsten Wehen den Kindeskopf in die Krönung stellen
konnten. Dann wurde durch die Zange ein todter Knabe zur
Welt gebracht. — Nach den Indicationen, welche der Skirrhus
und das Carcinom in ihrer Complication mit Schwangerschaft
der operativen Geburtshülfe darbieten, verdient das Kind, wenn
es 80 unreif ist, dass es gar nicht, oder nur mit geringer Wahr-
scheinlichkeit des. Gelingens am Leben erhalten werden kann,
zu seiner Erhaltung gar keine oder doch nur wenig Be-
rücksichtigung , sondern bloss die Mutter. Ist aber das Kind
ganz oder grösstentheils ausgetragen, so miuss das Leben beider
zu erhalten gesucht werden, Allein dabei giebt es viel Neben-
rücksichten und nicht wenig Gefahren. Es fragt sich demnach,
wie die Hülfleistungen seyn können und seyn müssen, sobald
man sich überzeugt hat, dass auf die Naturhülfe nicht zu rech
nen ist, oder dass sie nicht hinreicht. Die gewaltsame Weise,
den Muttermund zu öffuen, ist zwar von Mehrern mit Glück ver-
sucht worden, und in diesem Falle würde die Wendung zu machen
seyn, allein wenn die Degeneration den Muttermund und Mutter-
hals trifft, 80 ist die gewaltsame Erweiterung des Muttermundes gar
nicht möglich und hat, selbst in den gelungensten Fällen, Zerreis-
wung des Gebärmutterhalses und Blutungen und jedesmal die hef-
tüisrsten Schmerzen, seibst mittelbar den Tod‘ veranlasst. Wo nur