{IL Chirurgie und Ophthalmologie. 177
Augenentzündungen haben Mehrere, vorzüglich Berr, gewürdigt,
Niemand aber erwähnt der ganz charakteristischen Gefässverbrei-
tung und ihrer Verschiedenheit, die dieser Röthe zum Grunde
liegt, und doch ist sie so charakteristisch und constant, dass sie,
für Diagnose sehr wichtig ist. — Bei traumatischen Entzündun-
gen des Augapfels verbreitet sich die Röthe vorzüglich von der
ergriffenen Stelle excentrisch gleichmässig durch ein lebhaft ro-
thes Gefässnetz und schwindet allmählich. Bei rheumatischen
Entzündungen erscheint die an Farbe den traumatischen Ent-
zündungen ähnliche Röthe am stärksten um den Hornhautrand
herum; alle Gefässe der entzündeten Sclerotica und der gleich-
falls leidenden Conjunctiva drängen sich zum Hornhautrande,
überschreiten ihn und bilden auf demselben einen dichten Ge-
fässkranz, der ihn etwa eine halbe Linie breit bedeckt und in
dem alle Gefässe gleich hoch mit feinen, scharfen Spitzen en-
digen. Ueber diesen Kranz läuft kein Gefäss hinaus,- und die
übrige Hornhaut bleibt frei. Bisweilen umgiebt dieser Kranz
den ganzen Hornhautrand, bisweilen bedeckt er ihn nur zum
Drittel, oder zur Hälfte; ganz fehlt er nie. Katarrhalische Ent-
zündungen zeigen eine etwas in’s Gelbliche fallende Röthe, die
sich von den Conjunetivafalten aus verbreitet und nach der Horn-
haut zu ganz schwindet, ohne dass Gefässe den Rand der also
vollkommen frei bleibenden Cornea berühren.“ Scrophulöse Ent-
zündungen haben eine violette, oder bläuliche, fleckweise in der
Conjunetiva verbreitete, durch grössere, büschelweise zusammen-
liegende Gefässe gebildete Röthe. KEinzelne dieser Gefässe über-
schreiten den Hornhautrand und erstrecken sich selbst bis zur
Mitte derselben, wo sie meist in Phlyktänen oder Geschwüren
endigen. — Augenkrankheiten durch Störungen in den Unter-
leibsorganen , besonders im Pfortadersysteme verrathen sich durch
eigene Gefässe in. der Conjunctiva, die man Abdominalgefässe
nennen kann, da sie bei ähnlichen Störungen nie fehlen, und da
diese mit Recht vermuthet werden dürfen, wo man solche Ge-
fässe sieht. Ks sind einzelne ‚dicke dunkele Gefässe in der
Conj. sclerot., die geschlängelt von der Peripherie zur Cornea
gehen, den Rand aber nicht berühren, sondern + bis 1 ganze Li-
nie davon plötzlich wie abgeschnitten aufhören, oder sich in
dieser Entfernung vom Rande fortschlängeln und mit andern
in einem grossen Bogen zusammentreffen. Syphilitische Entzün-
dungen geben sich durch eine kupferfarbene Röthe, besonders
um den Hornhautrand, so wie durch eine ganz besondere Ge-
fässverbreitung zu erkennen. Feine Gefässe der Conjunetiva und
Sclerotica drängen sich nämlich zum Hornhautrande, ohne ihn
zu überschreiten, sondern enden sämmtlich, indem sie dicht am
Hornhautrande sich durch feine kleine Bögen verbinden, 80 dass
ale nur stumpf den Hornhautrand berühren. — So auffallend
such Manchem dies Alles seyn wird, so ist es doch fest be-
gründet und bei Aufmerksamkeit nicht zu verkennen, ja die
Summarium .d. Medicin. 1833. v 19