II. Materia medica und Toxikologie. . 161
per nahm an Fleisch und Kräften zu. Magere und Kachectische
gewannen nach und nach ein blühendes, vollsaftiges Ansehen.
{Hufeland’s Journ. d. prakt, Heilk. 1832. Dec.] (K-—e.)
7%. Erfahrungen über die Heilkraft des Lattich-
saftes; von Dr. v, VeERring in Wien. Das Lactucarium hat,
wenn es, wie das L. Parisiense, von vorzüglich guter Beschaf-
fenheit ist, eine eigenthümliche Heilkraft, und keines der bekann-
ten Mittel ist ihm gleich zu stellen. In Gaben von 5—10 Gran
(obgleich auch grössere unschädlich sind) wirkt es olne nach-
theilige Nebenwirkung, selbst wenn es Jahre lang täglich in die-
ser Gabe gebraucht wird, immer gleichmässig, und gewöhnlich
24 Stunden, beruhigend auf die Nerven. Der Kopf bleibt dabei
frei, die Zunge rein, der Assimilationsprocess ungestört und eine
unpassende Verordnung hat keinen andern Nachtheil, als dass
sie erfolglos ist. — v. V, war der erste, der dies Mittel in
Wien einführte. So häufig er es auch seit 1828 gab, so hat
er doch die erwähnte Heilkraft immer bestätigt gefunden. Am
grössten ist die Heilkraft des Lattichsaftes gegen Mutterkrämpfe,
hur müssen sie allein Erzeugniss einer nervösen Aufregung seyn
und nicht durch gichtische, scrophulöse ‚oder syphilitische Ent-
zündungen, so wie durch. Entartungen edler Örgane bedingt
werden. Doch lässt sich dies Mittel bei aufgeregtem Zustande
der Nerven, wie er bei Gichtischen und Scrophulösen und bis:
weilen auch bei Wechselfieberkranken sich findet , den bei
diesen Uebeln angezeigten Mitteln mit grossem Nutzen. zusetzen.
Nimmt man 10—20 Tropfen Agu. Laurocer. auf das Lactuca-
rium, so wird die Wirkung des letztern in allen Fällen gestei-
gert, nur dürfen daun weder geistige noch gewürzhafte Sachen
genossen werden. — Die oft beklagte Unwirksamkeit dieses
Mittels scheint dem Verf: auf unrichtiger Anffassung der Krank-
heitsursachen zu beruhen, wobei jedoch nicht zu übersehen ist,
dass das Lactucarium auch verfälscht wird und dass das in
Oesterreich bereitete die nachtheiligen Wirkungen des Mohn-
saftes, nicht aber die heilsamen des französischen äussert. [AlU-
gemeine med, Zeit, 1833, Nr. 21.) (K— e.)
7%. Wirkung der Herba Lycopodii clavati; von
Dr. RovewaLDd in Berlin. Die Herba Lycopodü, deren Samen
längst, doch ohne besondern Erfolg, gegen Harnverhaltung ange-
wendet worden ist, hat sich dem Verf. in Form des Decocts ans-
gezeichnet wirksam bewiesen, was um so wichtiger ist, da das
Kraut bis jetzt als Arzneimittel von Andern hicht benutzt wor-
den ist. Seit länger als 2 Jahren bedient sich R, des genann-
ten Krauts 1) in allen Graden der Harnverhaltung in Folge von
Gries und Kiteransammlung in den Urinwegen, 2) bei Atonie
der Muskelfaser der Blase, .3) beim Schwächezustand und Er-
schlaffung der innern Hant der Blase und 4) als Diuretieum. —
Im Dec. 1830 wandte sich an R.. ein 26jähriger Mann, der in
Folge von Ausschweifungen an bedeutender Strangurie litt und
Summarium d. Mediein, 1833. V 11