Full text: (5. Band = 1833, No 9-No 16)

160 I. Materia medica und Toxikologie. 
sache der Epilepsie ist, kann er auch wohl‘ radicale Hülfe ge- 
währen. Als Palliativmittel bewährte sich der Stechapfel beson- 
ders auch in der traurigen Complication der Epilepsie mit perio- 
dischen Paroxysmen von Wahnsinn und Tobsucht, und hier, wo 
höchst selten von Heilung die Rede seyn kann, muss er auch 
nur als Palliativmittel sehr willkommen seyn. Auch ist er da; 
wo gerade kein eigentlicher Wahnsinn mit Epilepsie verbunden 
ist, aber nach den Anfällen doch eine gewisse Schwäche der 
Geistesthätigkeit und vermehrte Reizbarkeit des Nervensystems, 
Taumel, Kopfschmerzen u. s. w. zurückbleiben, zur schnellern 
Beseitigung dieser Nachwirkungen nützlich. — 2) In verschie- 
denen krampfhaften Krankheiten, besonders bei Convulsionen, 
wenn sie, was jedoch selten der Fall ist, Folge eines rein ner- 
vösen Zustandes waren, wurde der Stechapfel mit gutem Erfolge 
gegeben. Dasselbe war auch bei einer Cardialgie. der Fall. 
3) Beim Rheumatismus oder der Rheumatalgie, so wie bei Neu- 
Talgieen, hesonders aber beim nervösen Kopfschmerze , der Mi- 
gräne, ist der Stechapfel‘ ein sehr hülfreiches Mittel. Er min- 
dert die Schmerzen sehr und hat oft, zumal wenn das Uebel 
mehr in Nervenaffection begründet ist, radicale Heilung zur 
Folge. Beim entzündlichen Rheumatismus passt er nicht, oder 
reicht vielmehr zur Hebung der Zufälle nicht hin. . Desto mehr 
passt er, wenn der acute Rheumatismus in den chronischen 
übergeht, und im chronischen selbst, theils als Radical-, theils 
als Palliativmittel, was mit andern Mitteln, besonders äussern, 
ableitenden, die Heilung herbeiführt. Dem Verf. ist kein Mittel 
\bekannt, das nach Erfüllung sonstiger Indicationen den: dennoch 
urückbleibenden, oft sehr hartnäckigen, rheumatischen oder ner- 
Fösen Kopfschmerz so schnell zu heilen vermag. Es scheint hier 
reines örtliches Nervenleiden, Irritation eines oder mehrerer Nerven- 
Verzweigungen Statt zu finden und es lässt sich daher schon theo- 
retisch von dem die Reizbarkeit des Nervensystems so ausneh- 
mend herabstimmenden Stechapfel Nutzen erwarten. Als prakti- 
sche Belege hierfür theilt A. 4 Fälle mit. — Da endlich der 
Stechapfel secundär die Reizbarkeit des Blutsystems herab- 
stimmt, so hat ihn der Verf. 4) auch in solchen Krankheiten 
angewendet, in, denen Erethismus oder Orgasmus des Blutsystems 
mit örtlichen Congestionen vorwalteten. So deistete er beim Herz- 
klopfen mehrmals Hülfe und verdient bei Herzkrankheiten allge- 
meine Anwendung, da er vor Digitalis und Blausäure einige 
Vorzüge hat. Mässig angewendet, stört er nämlich keinesweges 
die Verdauungsthätigkeit, wie oft nach Digitalis vorkommt, und 
wirkt bei weitem nicht so feindselig und schwächend auf die 
Lebenskraft, wie Blausäure. Wochen und. Monate lang gegeben, 
wirkte er weder nachtheilig auf den Digestionsapparat, noch auf 
den allgemeinen Kräftezustand überhaupt, Im Gegentheile bes- 
serte sich bei anhaltendem Gebrauche der Appetit, und der Kör-
	        
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