Full text: (5. Band = 1833, No 9-No 16)

158 1. Materia 'medica- und Toxikologie. 
heiten vom Stechapfel grössere Erfolge sehen. Diese Ursachen 
erhöhen nämlich, mögen sie excitirende oder deprimirende seyn, 
die Reizbarkeit des Nervensystems verschieden, je nachdem sie 
stärker oder schwächer, länger oder kürzer einwirken... Es ent- 
steht daraus ein aufgeregter Zustand, den man am besten mit 
Erethismus des Nervensystems bezeichnet. Die Wirkungen des- 
selben auf die anderen Systeme, besonders auf das Blutsystem, 
sind bereite oben angegeben worden. . Diese Wirkung auf das 
Biutsystem und dessen nachtheilige Wirkungen auf’s Gehirn, haben 
dann die Zufälle zur Folge, welche die Geisteszerrüttung im Be- 
ginnen constituiren. Gelingt es, diese erhöhte Beizbarkeit, noch 
ehe bleibende organische Störungen in dem Gehirn eintreten, zu 
beseitigen, so verschwinden diese Erscheinungen, und es wird 
klar, wie der Stechapfel, der eine so ausgezeichnete Kraft be- 
sitzt, diese Reizbarkeit zu vermindern und abzustumpfen, in 
solchen Fällen und wenn namentlich vorher der erste Sturm 
durch passende Mittel gemildert wurde, heilsame Erfolge haben 
muss. Dauern freilich die Ursachen fort, kehrt der Andrang 
des Blutes immer wieder, so wird auch der Erfolg dieses Mit- 
tels nur vorübergehend seyn. Um den Zustand, in dem der 
Stechapfel bei Geisteszerrüttung anzuwenden ist, im Allgemeinen 
anzugeben, hat man sich an Folgendes. zu halten: der Stech- 
apfel wird erst dann heilsam seyn, wenn der grösste Sturm 
gehoben ist, wenn namentlich der hervorstechende Orgasmus 
des Blutsystems gehoben oder gemässigt ist, aber noch ein mehr 
oder weniger aufgeregter und reizbarer Zustand zurückbleibt. 
Dieser Zustand charakterisirt sich psychisch durch vermehrte 
Reizbarkeit des Gemüthes, Neigung zum Zorn, Misstrauen, Eigen- 
sinn, albernes, unschickliches Benehmen und mehr, oder weniger 
bedeutende Verwirrung der Ideen; physisch durch kleinen, mehr 
oder weniger frequenten Puls, unsichern, scheuen Blick, Hef- 
tigkeit und Unruhe in den Bewegungen, Mangel an Schlaf und 
fortdauernde Congestionen nach oben, ohne dass das Gesicht 
besonders geröthet ist, sondern im Gegentheil blass und leidend 
erscheint. Dieser Zustand kann auch gleich im Anfange des 
psychischen Erkrankens zugegen seyn, ohne dass stürmische 
Symptome vorhergingen. Wo dies der Fall ist, kann man den 
Stechapfel gleich im Beginnen der Krankheit versuchen, wie- 
wohl er meist nutzlos seyn wird, da dieser Zustand nicht selten 
der heftigen Aufregung vorausgeht. Nicht selten wird es auch 
räthlich, neben dem Stechapfel noch andere innere und äussere 
Mittel anzuwenden oder mit ihrem beiderseitigen Gebrauche ab- 
zuwechseln. Schwieriger ist es, die einzelnen psychischen Krank- 
heiten anzugeben, in denen der Stechapfel nützen kann, da fast 
in jeder Form Zustände und Zeiträume eintreten, die ihn indi- 
\ciren oder verbieten. Um jedoch dieser Frage einigermassen 
Genüge zu leisten, giebt der Verf. folgende Formen an, in de- 
‚nen der Stechapfel angewendet werden kann: 1) bei Verrückt-
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.