Full text: (5. Band = 1833, No 9-No 16)

il. Materia medica und Toxikologie. _ 157 
samer, voller, Dass er in mässigen Gaben Congestionen nach 
oben vermindert, ist als Folge seiner reizmindernden Kraft auf's 
Blutsystem anzusehen. Dagegen vermehren starke Dosen die 
Blutanhäufung im Kopfe, aber nur passiv, da das Blut wegen 
lähmungsartigen Zustandes des Nervensystems sich im Gehirn 
anhäuft. Wo der Stechapfel lange in starken. Gaben fortge- 
braucht, oder wo er auch in der,gewöhnlichen Gabe nicht ver- 
tragen wird, entstehen zuweilen Schwindel, Eingenommenheit 
des Kopfes und Leiden des Sehvermögens, das sich durch Trü- 
bung desselben mit erweiterter Pupille zu erkennen giebt, Auch 
kommen bisweilen krampfhafte Affectionen darnach vor. — Um 
die Wirksamkeit dieses Mittels und seine, die Reizbarkeit des 
Nervensystems und dadurch auch die Thätigkeit des Blutsystems 
herabstimmende Kraft weiter zu erproben, stellte A. mehrere 
Versuche an Fröschen und Mäusen an, aus denen im Allgemei- 
nen die Bestätigung der unmittelbar die Reizbarkeit des Nerven- 
systems herabstimmenden Kraft des Stechapfels und seine se- 
gundäre reizmindernde Wirkung auf das Blutsystem hervorging. 
Zugleich bestätigten sie die ausnehmend kräftige Wirksamkeit 
der Tinctur aus‘ dem Samen, die, mit der nöthigen Vorsicht 
gereicht, dem weit unsicherer und langsamer wirkenden Extracte 
vorzuziehen ist. Sollen die Samen aber von guter Wirkung | 
seyn, so müssen sie die. volle Reife haben und schwarz aus- 
sehen. Die Tinetur ist deshalb vorzuziehen, weil sie kräftiger 
ist, als das KExtract, weil sie einen stetern Gehalt der wirk- 
samen Bestandtheile besitzt und darum sicherer wirkt und weil 
sie eine angenehmere und in der Gabe sicherer zu besiimmende 
Form darbietet. Sie ist zumal bei Geisteskranken bequem. Die 
Gabe richtet sich nach Constitution, Alter und Krankheit. Bei 
Geisteskranken kann man bis zu 15, 20 — 25, ausnahmsweise zu 
30 Tropfen 4mal täglich steigen. Grössere Gaben sind nicht 
anzurathen. In andern Fällen sind 10 — 12, höchstens 15 Tropfen 
2— 4mal täglich zu geben. Jedenfalls ist mit der kleinen Dosis 
anzufangen und allmählich zu steigen. — Was die eigenthüm- 
liche Wirkungsweise des in Rede stehenden Mittels in Geistes- 
krankheiten anlangt, so muss man, um dieselbe zu erklären, auf 
die Genesis dieser Uebel zurückgehen und das Verhältniss der 
Ursachen zu den Erscheinungen betrachten. Die Ursachen der 
Geisteszerrüttung sind theils psychische, theils physische. In 
den meisten Fällen sind sie gemischt und bedingen dann wech- 
selseitig das eigenthümliche Leiden. Ist die Geisteszerrüttung 
Folge einer rein physischen Ursache, so wird der Stechapfel 
wenig oder nichts ausrichten können, weil dann das Uebel be- 
‚reits organisch geworden ist. Wo aber eine psychische Ursache 
sich vorfindet, oder, wie meist, mit physischer Anlage sich 
verbindend, das Leiden hervorbringt, überhaupt, wo die Krank- 
heit noch im Entstehen und Ausbilden begriffen ist, wird man in 
der ersten Zeit und in den unten anzugebenden psychischen Krank-
	        
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