Full text: (5. Band = 1833, No 9-No 16)

1. Pathologie, Therapie and medieinische Klinik 135 
führt zu sehen. Zwangsmaassregeln werden aber immer problema- 
tischer. 4) Vorsichtige Aerzte haben zwar nie aus den Augen 
gelassen, dass es bei Vaccination unter andern wesentlich auf 
die Gesundheit derer ankomme, von denen der Impfstoff entnommen 
wird, und dass Kachexieen aller Art, besonders chronische Hant- 
ausschläge die Kuhpocken so zu modificiren vermögen, dass sie 
nicht als ächt angesehen und weiter verbreitet werden dürfen, wenn 
sich auch dies durch äussere Form nicht immer verrathen sollte. 
Da nun aber dies gewiss nicht immer befolgt werden konnte, so 
muss man auch befürchten, dass der Impfstoff durch mehrere 
auf einander folgende Generationen modificirter Kuhpocken 
seine schützende Kigenschaft immer mehr verlieren könne, und 
man sollte also so oft als möglich frischen Impfstoff in .möglich- 
ster Nähe von übrigens gesunden Kühen zu erlangen suchen. 
Da dies aber schwer hält, wahrscheinlich weil es Niemand wis- 
sen lassen will, wenn er kranke Kühe hat, so schlägt C. vor, 
dass die Obrigkeit diese zu einem namhaft höhern Preise, als 
der gewöhnliche ist, kaufen sollte. Impfung der Kühe ist dem 
Verf. zwar nicht gelungen, doch rathet er, wiederholte Ver- 
suche in etwas grösserem Maasstabe von Erfahrenen anstellen 
zu lassen. 5) Um die Frage zu entscheiden, ob die Vaccination 
nur auf gewisse Zeit schütze, müsste man die Mittelzahlen des 
Alters und der Vaccinationszeit berechnen. Bei gegenwärtiger Epi- 
demie ‚liess sich in dieser Hinsicht nichts‘ Genaues ermitteln. 
Allerdings schien einiges für eine solche Annahme zu sprechen. 
Nur fortgesetzte Vergleichungen dieser Art können dereinst mit 
eiuiger Sicherheit ergeben, wann und wie oft die Vaccina- 
tion zu wiederholen sey. Werth und Nutzen der Revaceina- 
tion überhaupt aber lässt sich schon aus einzelnen Erfahrungen er- 
kennen, und diese sprechen überall für dieselbe, Solche Krfah- 
rungen mächte der Verfasser auch bei dieser Epidemie, besonders an 
seinen Zuhörern, die er meist revaccinirte, und von denen keiner, so 
sehr sie sich auch dem Pockencontagium aussetzten, die Pocken 
bekam. Wollte man aber bei jeder einhrechenden Kpidemie 
spfort für eine allgemeine Revaccination stimmen, so würde man 
etwas Unmögliches verlangen. C. möchte daher diese Maussre- 
gel vor der Hand vorzüglich auf Erwachsene von 15—30 Jah- 
ren beschränken, ‚ausserdem aber sie da in Vorschlag und An- 
wendung bringen, wo sich Zeit und Gelegenheit dazu oder sehr 
dringende Gefahr der Ansteckung findet. 6) Allein auch mit 
dieser Beschränkung ist Revaceination während einer Pookeit- 
epidemie nicht überall ausführbar und ratlsam, weil es’an Sunb- 
jecten für die erste Vaccination fehlt und man nie ganz sicher ist; 
reinen Impfstoff zu erhalten. . 7) Unter solchen Umständen kann 
es allerdings Fälle geben, in denen, zur Sicherung und Beruhigung 
Einzelner, nichts übrig bleibt, als Impfung mit Mens 
schenpocken. Zu diesen Kinzelnen gehören angehende Aerzte, 
dag Dienstpersonal der Spitäler, die Mitbewohner eines Hau-
	        
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