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VI. Gynäkologie und Pädiatrik,
wöhnlich von schmuzig -grauer Farbe, welches sich, wenn man
mit dem Messerrücken leise über die Pustel 'streicht, als Aus-
münduug in den Darm charakterisirt, indem es ein schleimiges
Contentum entleert. Hat die Desorganisation den höchsten Grad
erreicht, so ähneln diese, nur linsengrossen Pusteln manchen
exanthematischen so genau, dass der Verf. wohl behaupten möchte,
dass diese Körperchen es sind, die zu den oft fabelhaft klin-
genden Erzählungen eines Exanthems auf der innern Fläche des
Darmıkanals Anlass gegeben haben. Das Contentum der Pusteln
erscheint jetzt schleimig-purulent. Haben. sie dasselbe gröss:
tentheils entleert, so sieht man, dass die zirkelrunde Mündung
auf der Spitze grösser ist, als früher, und dass ihr Rand mehr
als der übrige Theil der die Pustel: bedeckenden Haut einge-
sunken ist; sind sie ganz entleert, so erkennt man sie nur für
kleine Abscesse zwischen den fläuten des Darmes an, deren
runde Gestalt und runde Oeffnung in der Mitte aber iınmer
sehr auffallend seyn wird, und die mit offenen Geschwüren des
Darmkanals gar nicht zu verwechseln sind. — Diese, so eben
in ihrer krankhaft-fortschreitenden Metamorphose geschilderten
Körperchen num sind nach B.’s fester Ueberzeugung diejenigen,
welche in ihren verschiedenen Stadien verschieden beschrieben,
and bald Brunner’sche Drüsen, bald Glandulae mu-
ciparae, bald Follicyuli mucosi, bald Aphihen, bald Kxan-
theme genannt worden sind. Der Verf. wüäl sie vorläufig BRUNNER’-
sche Drüsen nennen; hält sie aber für schleimabsondernde Organe,
und ihm scheint noch nicht erwiesen, dass sie wirkliche Drüsen
sind. — Viel deutlicher scheint ihm ein drüsiger Ban in der
krankhaften Veräuderung der zweiten Art von Organen auf
der innern Fläche des Darmkanals, nämlich der sogenammten
PryErR’schen Drüsen zu erkennen zu seyn. Diese finden
sich in den Leichen der Kinder nicht so häufig, wie die Brus-
NeR’schen, viel hänfiger als diese aber in denen von Krwachse-
nen. In den Leichen der Kinder trifft man sie gewöhnlich nur
in den Anfangs- Stadien von Desorganisation, in denen der KEr-
wachsenen fast nur in den Ausgangs- Stadien. Ihr Sitz ist aus-
schliesslich der Dünndarm, besonders der untere Theil dessel-
ben. Sie liegen stets in kleinen Hanfen , welche im obern Theile
des Dünndarmes ungefähr 6— 10 Zoll, im untern oft nur 3 Zoll
von einander entfernt sind. Der erste Grad ihrer krankhaften
Metamorphose giebt sich dadurch kund, dass an den Stellen,
wo sie sich befinden, die Schleimhaut des Darmes in Strecken
von + bis ]} Zoll Länge und 3 bis 6 Linien Breite gleichmässig
aufgelockert, weiss von Farbe und mit abnormen Blutgefässen
versehen wird. Weiterhin erhebt sich hier die Schleimhaut
mehr und wird uneben; zugleich wird der Darm an diesen
Stellen dicker. Später sicht und fühlt man -mit der Finger-
spitze anf denselben eine Menge kaum senfkorngrosser Körn-
chen sich erheben, mit welchen die Schleimhaut so fest ver
wachsen ist, dass sie sich nur mit dem Messer davon abschnei-