118 VL Gynäkologie und Fädiatrik.
2 Tage darauf, als die Hebamme berichtete, die Kreissende fühle
sich nach der Arznei besonders kräftiger, komme jedoch immer
noch nicht zur Geburt, begab sich S. der Einwendungen des
Mannes ungeachtet, zu ihr und fand eine Steissvorlage, an
lem mehr als wahrscheiplich todten Kinde aber manches nicht
Natürliche , weshalb er vorausgegangene, von der Hebamme an-
gestellte Eutbindungsyversuche vermuthete. Auf sein Zureden
wurde die Kreissende in der Gebäranstalt zu Fulda aufgenom-
men, und denselben Abend vom Dr. Avzımann in Gegen-
wart mehrerer Schülerinnen sehr leicht an einer Steissge-
burt von einem todten aber — jämmerlich zerrissenen und zerfetz-
ten Kinde entbunden. Am andern Tage erzählie die Wöchnerin,
dass die Hebamme K. alle diese Verunglimpfungen am Kinde
durch Versuche, dasselbe zur Welt zu bringen, wobei sie selbst
schr von ihr gemisshandelt worden, verursacht; zwar befand sie
sich übrigens ziemlich wohl, als aber zufällig ein Irrer in einem
nahe anstossenden Zimmer denselben Abend fürchterlich tobte, ver-
fiel sie in Convulsionen und starb plötzlich, Bei der Section
fanden sich Magen und Därme gesund, letztere nur von Luft
aufgeblasen, der Mastdarm mit dem noch ziemlich ausgedehnten
und die Beckenhöhle fast ganz ausfüllenden Uterus verwachsen,
des letztern Substanz sehr dick und sulzig, das ganze cavum
uieri war schwarzbrandig und enthielt sehr übelriechende,
scharfe , ätzende Jauche,. -— Das vom Dr. ADdELMANN in
Weingeist aufbewahrte, bereits in Fäulniss begriffene, ausgetra-
gene Kind weiblichen Geschlechts wog 41 © und maass 23 Zoll;
die Nabelschnur war dicht am Leibe abgerissen, aus dem einige
Finger breit unter dem Nabel geöffneten Unterleibe hingen die
Eingeweide heraus, die Schambeine des Kindes waren aus ein-
ander gerissen, die Hüftgelenke bloss, die Sitzknorren und die
grossen Trochanteren von ihren Muskelumgebungen getrennt
und bloss; nur noch ein Theil der linken grossen Schamlippe
und der ebenfalls ‘nicht mehr unversehrte Uterus liessen das
Geschlecht des Kindes bestimmen; die Muskeln des Gesässes
hingen besonders rechts, wie Lappen herunter; durch eine Oeff-
nung am Rücken fühlte man die blossliegenden Lendenwirbel
und das os sacrum. — Die Hebamme wurde removirt und er-
hielt Zuchthaus. — Der Physicus Dr. D. in S., der wegen Einkei-
lung des Kopfes zu einer Kreissenden gerufen worden, erschien
höchst unwillig und sehr betrunken, legte ungestüm und mit Ge-
walt die Zange an, und zog und riss so schonungslos mit dieser,
dass endlich die Geburt unter den heftigsten Schmerzen und
mit Zerreissung aller Theile erfolgte. Seitdem konnte die Un-
glückliche wegen gröblicher Verletzung des Mastdarma und der
Harnblase — letztere fiel in der Folge sogar vor, — weder
Stuhl noch Urin halten, welche beide durch die gänzlich zerrisse-
nen Geschlechtstheile abgingen; die linke Schamlefze war in der
Mitte eingerissen, vom Mittelfleische keine Spur mehr vorhanden.
Alle benachbarten Theile wurden von den unaufhörlich abgehenden