VI. Gynäkologie und Pädiatrik. 213
die jetzige Krankheitsconstitation auf Augenkrankheiten eine Ge-
waltherrschaft übt: Ein GOjähriger robuster Acciseaufseher litt,
als er am 15. April 1831 die Hülfe des Verf. suchte, seit 14
Tagen an katarrhalisch - rheumatischer Ophthalmie des linken
Auges, Das Uebel hatte schon eine beträchtliche Möhe erreicht,
das Auge war lichtscheu, thränte und schmerzte, der Kopf war
benommen, die Zunge weiss, der Appetit gering, der Puls träge,
härtlich. Da schon die Bewegung der Iris träger und die Pu-
pille enger war, glaubte P. gegen die ‚Entzündung kräftig ein-
schreiten zu müssen, und er verordnete, frühere Hämorrhoidal-
übel berücksichtigend, Lac sulph. mit Crem, tart. und liess am
Fusse einen Aderlass machen. Tags darauf war die Röthe des
Auges merklich zurückgetreten und die Iris schien nicht mehr
bedroht. Lichtscheu und "Thränen waren gehoben und in den
Gefässen der Bindehaut bestand. nur noch venöse- Congestion,
Nach ruhiger Nacht stellte sich am 17. April Morgens 7 Uhr
ein halbstündiger Frost ein, dem Hitze, Durst und Kopfschmer-
zen folgten. Die letztern nahmen besonders die linke Schläfen-
seite und die Augenbraungegend ein und sticgen bald so, dass
der Kranke nicht ausser dem Bette bleiben konnte. Hier kehr-
ten die Entzündungssymptome im Auge zwar geringer, als frü-
her, doch so zurück , dass. selbst die Iris mitlitt. Nach 6 Stunden
trat allgemeiner Schweiss ein, Kopfschmerzen, Hitze und Durst
wichen, und im Auge blieb nur eine schwache Röthe
zurück, Der Kranke befand sich hierauf ebenso leidlich, wie
vor dem Eintritte des Frostschauers, am: Margen des 19. Aprils
aber wiederholte sich früh um % Uhr das Uebel vom 1%. und
verlief wie angegeben. Hiermit war der jetzt Wechselfieberepi-
demieen erzeugende genius epidemicus hinlänglich entlarvt und
eine febris intermittene tertiana ophthalmica anzunehmen, wes-
halb sofort alle 2 Stunden 1} gr. Chinin gegeben wurde. Nach
8 Dosen trat Besserung ein. Die gastrischen Erscheinungen und
die Röthe um die Corn, waren gewichen, und may sah‘ nur noch
einzelne injicirte Gefässe in der Bindehant. Doch blieb eine
Neigung zum Rückfalle; denn noch war einige Tage Vormittags
nach dem Tertiantypus Anwandiung von Kopfschmerz in der
linken Augengegend und gereizter Zustand des Anges mit ver-
mehrtem Thränenllusse zugegen. Bei kräftiger Diät wurde je-
doch durch China mit Salıniak der Kranke bald wieder völlig
hergestellt. — Die Heilung des Augenübels erfolgte sonach,
leichte Beschirmung ausgenommen » Ohne örtliche Mittel. [v.
Ammon’s Zeitschr. SF. Ophthalmologie, Bd, 3. Heft. 1.}] (K—e.)
VI. GYNÄKOLOGIE und X) ADIATRIK.
d9. Untersuchungen. über das Kindbettfieber;
‚om Professor Dr. Rırcen gu Giessen. (Schluss.) (Vergl.
Summarium d. Medicir. 1838. V. [*1