Full text: (4. Band = 1833, No 1-No 8)

34 IL. Pathologie, Therapie und medieinische Klinik, 
behaupteten, dass dessen Krankheit durch den schon erwähnten 
Fall entstanden sey, so wurde zwischen die Schuliern ein Bla- 
senpflaster und auf den geschorenen Kopf ein aus Leinsamen 
and einem Arnikainfusum bereiteter Umschlag gelegt. Allein 
auch diese Mittel waren unnütz. Tags daranf entwickelte sich 
ein fieberhafter Zusiand; die Haut wurde brennend, das Ge- 
sicht roth, der Puls klein und sehr schnell, die Füsse warm, 
das Delirium und der Kopfschmerz geringer, im Ganzen der 
Zustand scheinbar besser. Diese täuschende Besserung dauerte 
2 Tage an, während welcher ein eigenthümliches Symptom sich 
einstellte , nämlich eine solche Empfindlichkeit der Haut, dass 
der Kranke bei der leisesten Berührung aufschrie. Er klagte 
über Schmerzen in dem ganzen Körper und in den Knochen. 
Wenn V. die Arme, den Unterleib, die Schenkel des Patienten 
anrührte, wenn die Schenkel ausgestreckt werden mussten, um 
Senfteige zu legen, oder der Kopf hin und her bewegt wurde, 
so erhob der Leidende ein grosses Geschrei. Niemals jedoch 
gab er einen Schmerz bei Berührung des Gesichtes zu erken- 
nen. Die Lähmung war verschwunden; das Schlingen wurde 
etwas beschwerlich; die Hitze der Haut dauerte nur 2 bis 3 
Tage an; nichts desto weniger starb der Knabe am 1% Nov. 
Während der kurzen Besserung war er mehrmals anfgestanden, 
hatte sich auf den Füssen erhalten und uriniren können. Leider 
hatte man den Todten zu schnell beerdigt; er musste, um die 
Section zu machen, ausgegraben werden. Bei der 3 Tage nach 
dem Tode gemachten Section fand man viel wässerige Feuchtig- 
keit unter der Spinnwebenhaut und einige Unzen Wasser in den 
Gehirnhöhlen. Das hinterste Fünftel des linken Lappens des 
kleinen Gehirns war mit tuberkulösen, festen, gelben Massen 
besetzt, die nach hinten und innen etwas über den Umfang des 
kleinen Gehirns hervorragten und einen gefransten Rand zeigten. 
Das grosse Gehirn und die übrigen Organe waren gesund. Die 
Epikrise enthält nichts Bemerkenswerthes. [Gazette möedicale 
de Paris, Tom. III, Nr. 120.] (H — 1) 
52. Markschwamm, Tuberkeln und Skirrhus in 
einem Individuum; von Dr. Krauss zu Niederstetten im 
Würtembergischen. Kin grosser, starker, cholerischer, im Es- 
sen und Trinken mässiger, aber alles schnell und heiss essen- 
der und viel rauchender Mann war früher scrophulös gewesen 
und hatte zeitig Hämorrhoiden bekommen, mit denen sich später 
arthritische Beschwerden complicirten. An Hautausschlägen und 
Syphilis wollte er nie gelitten haben, wohl aber war er oft mit 
Katarrhen geplagt gewesen und trank wegen einer chronischen 
Verschleimung des Magens mit Dyspepsie schon einige Zeit leicht 
bittere resolvirende Tisanen. Im Febr. 1830 klagte der damals 
D2jährige Kranke über Abnahme der Kräfte, öfteres Frösteln, 
etwas erschwertes Schlingen mit häufigem Würgen nach Genuss 
consistenter Speisen, die zuweilen weggebrochen wurden, über
	        
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