Full text: (4. Band = 1833, No 1-No 8)

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V. Peychologie. 
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sich abzuwendeu bemüht ist, so lange besitzt er auch noch die 
zum psychisch gesunden Zustande gehörende Einsichtsfähigkeit, 
so Jange ist er auch nicht irre und also für seine Handlungen 
verantwortlich. Dahingegen tritt von dem Zeitpunkte an, wo 
jene Zeichen verschwinden, bei ihm ein Zustand ein, für den 
er zwar in so fern in Anspruch genommen‘ werden kann, dass 
er es nicht hätte zu demselben sollen kommen lassen, der aber, 
an und für sich betrachtet, dem Irreseyn ganz conform und also 
auch unstreitig juristisch einem solchen gleichzuschätzen ist. 
GoocH selbst gedenkt der Fälle, wo Menschen für bloss excen- 
trisch gehalten wurden, während in der "That ihr Zustand ein 
im Entstehen begriffenes Irreseyn war. Beweises genug, dass 
die bisherigen Merkmale zur Bestimmung der hier gesuchten 
Gränze nicht ausreichten. Der Excentrische wird die Lust, sich 
anf seine Weise auszuzeichnen, schon verlieren, wenn sein Be- 
nehmen ihn dauernd lächerlich macht. Er wird die Nahrung 
seiner Kitelkeit nun auf anderen Wegen suchen; er wird das, 
was ihm werth ist, nicht für seine Grillen aufopfern; er wird 
sich selbst und auch wohl seinen Vertrauten in den Stunden der 
Offenherzigkeit eingestehen, er habe bei seinem auffallenden Be- 
nehmen diesen oder jenen Zweck. Der Irre dagegen setzt, ohne 
Rücksicht auf sein Vermögen, auf das Urtheil seiner Freunde, 
auf den Spott der Menge seine Seltsamkeiten durch. — Schwär- 
merei und Irreseyn können mit einander complicirt seyn. Es 
kann Jemand, der bloss seinen Gefühlen folgt, irren, nicht, weil 
sein Verstand ihn nicht besser leiten könnte, sondern weil er 
diesen nicht zu Rathe ziehen mag. Darum kann er auch, weil 
er seinen Vortheil dabei sieht, seine Ansichten ändern. Dass 
er aber solcher Uebergänge fähig ist, beweist dafür, dass das 
Merkmal, woran wir den Irren erkennen, bei ihm fehlt. — Den 
Abergläubigen nach den Vorstellungen, woran der Glaube hängt, 
oder nach der Art der mit diesen Vorstellungen verbundenen 
Gefühle von dem Wahnsinnigen zu unterscheiden, ist vergebli- 
ches Bemühen. Beide, der religiös Wahnsinnige und der nicht 
irre Abergläubige können von denselben Glaubenssätzen ausge- 
hen; es können diese Glaubenssätze auch dem Nichtirren wahr 
seyn: aber der Wahnsinnige charakterisirt sich alsdann dadurch, 
dass er an diese Sätze den Irrthum von Entschliessungen und 
Handlungen knüpft, der auf einer solchen Verbindung der Vor- 
stellungen beruht, die das Merkmal des Wahnsinnes an sich 
trägt. — Der Hypochondrist, der am meisten klagt, ist vom Wahn- 
sinne viel entfernter, als wenn er sein Leidensgefühl schweigend 
in sich verschliesst. — Der Dumme nimmt immer noch Rücksichten. 
Ein Affect kann den leicht Gereizten zwar dem Irreseyn näher brin- 
gen, indess zeigt auch hier der Unterschied von Blödsinn und 
Dummheit sich noch darin, dass in dieser noch Rücksichten beach- 
tet werden , von denen der an jenem Leidende durchaus keine Notiz 
nimmt. — Ein Nichtirrer , der an Gedächtnissschwäche leidet, mag 
sich eines beträchtlichen Zeitraumes seines Lebens nicht zu besin-
	        
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