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V. Gynäkologie und Pädiatrik.
Augäpfel In die Höhe und zur Seite gezogen, der Mund ist ver-
zerrt, die Zunge- hängt hervor und wird bald 80 zerbissen, dass
sie. dick aufschwillt und dass blutiger Schaum aus. dem Munde
quillt, die Halsvenen schwellen an, die Karotiden pulsiren hef-
tig, der Körper ist bald starr .und unbeweglich, bald nach‘ hin-
ten, oder zur Seite gekrümmt, bald wird er von klonischen
Zuckungen so hin und hergeworfen, dass er kaum gehalten wer-
den kann, der Unterleib ist meist anfgetrieben, hart, die Tem-
peratur erhöht und der Puls sehr beschleunigt. Nachdem unter
lautem Stöhnen der Anfall 5—10—15 Minnten und Jänger an-
gehalten hat, lässt er endlich nach, und es tritt nun ein soporö-
ser Zustand ein, in dem oft lautes Schnarchen mit Irrereden
wechselt. Nach kurzer oder länrzerer Zeit erwachen die Kran-
ken ans demselben, sehen starr umher, wissen nichts von dem
Vorhergegangenen und hören oft mit Erstaunen, dass sie ent-
bunden sind; oder-die Convulsionen erscheinen von Neuem gleich
heftig. und gehen wieder in den soporösen Zustand über, oder
dieser endigt mit dem "Tode. . Zum Glücke kommt dies Uebel
nicht oft vor. Im Höpital de la maternitd zu Paris wurde es
unter 15,650 Geburten nur 36 Mal beobachtet und M. hat es
in 15 Jahren unter 2500 Geburten nur 5 Mal gesehen. 3 Mal
nach der Geburt, die natürlich‘ verlaufen war, und 2 Mal vor
der Geburt, die dann mit der Zange beendigt wurde. Zwei
Frauen starben sehr bald nach dem ersten Anfalle, die anderen
wurden erhalten und die Kinder blieben in allen‘ 5 Fällen am
Leben. Die Leidenden waren sämmtlich Erstgebärende , gesund,
gut genährt, hatten früher nie an Krämpfen gelitten und sich
in der Schwangerschaft wohl befunden... Bei zweien war gegen
Ende der Schwangerschaft wegen Vollblütigkeit ein Aderlass ge-
macht worden. Die Geburten verliefen bei regelmässigem Kopf-
stande. und gutem Becken langsam. Vorboten waren nie zuge-
gen, wohl aber waren immer die Wehen einige Zeit vor Aus-
bruche des Uebels nicht nur sehr schmerzhaft, sondern auch
angemein heftig, stürmisch und mit ungewöhnlichen Anstrengun-
gen verbunden, 80 dass die Gebärenden fast unwillkürtich unter
stetem Schreien pressen und drängen mussten; das Kind rückte
dabei doch nur langsam vor, nach dem Kopfe der Gebärenden
entstanden aber dadurch sehr starke Congestionen. In diesen
Congestionen nach Gehirn und oberem Rückenmark liegt zuch die
wichtigste Ursache des hier besprochenen Uebels, daher sind
auch bei der Cur reichliche Blutentziehungen dringend nöthig
und von entschiedenem Nutzen, und wenn beim Ausbruche der
Convulsionen..das Kind noch nicht geboren ist, oder das Uebel
nach Blutentziehungen nicht bald nachlässt, so muss die Geburt
möglichst bald durch künstliche Hülfe beendigt werden, da jede
neue Wehe die Convulsionen vermehrt und die Gefahr vergrös-
sert. Durch die anhaltenden, heftigen Geburtsschmerzen wird
übrigens das Nervensystem in einen sehr gereizten Zustand ver-