170 II Pathologie, Theraple und medicInische Klinik.
tag, wiewohl geringer,‘ wieder, hielten ’eine Stunde an und
schwanden dann wieder fast ganz. Als am Nachmittage der
Verf, etwas Eiter, das sich nach der hintern Seite des grossen
Trochanters senkte, durch sanftes Streichen zu entfernen suchte,
bemerkte er bei jedem Striche, durch den er das Eiter nach
der vordern Oeffnung zu leiten bemüht war, ein schmuzig weisses,
oder weissgraues strangartiges Filament, das nicht mit dem Eiter
ausfloss, sondern beim Nachlasse des Streichens zurück wich,
Er fasste daher diesen Gegenständ mit der Pincette und Z0g,
da der Kranke keinen Schmerz angab, an demselben, wodurch
er ungefähr 23 Zoll eines wurmähnlichen Körpers entwickelte.
Da er nun Widerstand fand, hörte er zu ziehen auf, legte aber
um diesen Wurmkörper, damit nichts entschlüpfe, die Schlinge
eines seidenen Bändchens. Nach einigen Stunden setzte er die
Entwickelungsversuche fort und zog his zum Abende in kurzen
Zwischenräumen einen etwas mehr als + Ellen langen schmuzig
weissen Wurm aus, der die Dicke eines schmalen Federkiels oder
eines Regenwurmes hatte, nicht geringelt, fast gleichmässig und
bis gegen den Schwanz, wo er in eine stumpfe Spitze endigte,
hart und elastisch war, aber an der Luft sehr bald starb. Der Kopf
war platt abgestumpft und zeigte durch das Mikroskop eine zir-
kelrunde Maulöffnung mit aufgeworfenen Lippen. Sonst schien
der Bau nicht besonders zart. Man konnte stark ziehen, ohne
dass er abgerissen wäre, und später konnte man ihn nur mit ei-
niger Gewalt zerreissen. Mit einer Haarsonde drang maır über
2 Zoll in das Maul ein, dann aber fand man einen Widerstand.
In der ganzen Länge des Wurms zeigte ‚sich übrigens durch das
Mikroskop in der Mitte ein feines Kanälchen, das durch zarte
häutige Sackungen in viele Abtheilungen zerfiel und eine seröse,
röthlich gelbe Flüssigkeit enthielt. Mehrere Aerzte und ein gu-
ter Naturforscher hielten den Wurm für eine dem Dracunculus
8. Gordius Medinensis verwandte Species. — Der Eiterausfluss
aus dem Abscesse dauerte lange an und‘ wurde, ohne seine gute
Beschaffenheit zu verlieren, doch etwas zu reichlich, dass die
Kräfte litten und eine allgemeine und örtliche roberirende Be-
handlungsweise sich nöthig zeigte, Mehrere fistulöse Kanäle,
die am längsten der Heilung widerstanden, schlossen sich end-
lich bei einem passenden Compressivverband, und nach 6—8 Wo-
chen war die ganze Car vollkommen und glücklich beendigt.
Der Kranke weiss jetzt ein Ueberbleibsel seines frühern Uebels
nicht mehr anzugeben, gebraucht den früher leidenden Schenkel
wie den andern und sitzt sehr gut und fest zu Pferde. [v. Grae-
fe’s u. v. Walther’s Journ. f. Chirur. u. Augenheilk., Bd, 19,
ft. 1.] (K—e.)
343. Fremde Körper im Processus vermiformis
coeci als Ursache von Anteritis; von W. T. Iırr. Bel
der Section eines 12jährigen Knaben, der am 7. ‚Tage einer
Enteritis starb, salı 1. eine sehr grosse Menge coagulabler Lym-