VI. Gynäkologie und Pädiatrik.
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äussere Gewalt eher die Knochen zerbrechen, als die Ligamente
zerreissen würden. Zwar kann B. nicht behaupten, dass hier
Dislocation der Wirbel während des Lebens zugegen gewesen
sey, denn es waren durchaus keine hierauf hindeutende Zufälle
vorhanden, und die ohne dringende Veranlassung nicht zuÄver-
ändernde Rückenlage des Kranken hinderte die Untersuchung
der Spina dorsi; aber es kann wohl Niemand bezweifeln, dass
hier bei gegebenen dislocirenden Ursachen eine Dislocation ent-
stehen musste. Zu bedauern ist es, dass man über Entstehung
dieser Verletzung nicht mehr, als oben angegeben wurde, er-
fahren konnte. Wahrscheinlich hat die Last des schweren, auf
abhängiger Fläche befindlichen, wohl auch noch von den Pfer-
den angezogenen Wagens durch das Rad die Wirbelsäule von
hinten und der linken Seite her getroffen, während der Unglück-
liche mit Brustbein und rechter Seite auf dem Boden lag, wo-
bei denn zugleich der Thorax von hinten nach vorn heftig zu“
sammengedrückt wurde und die Rippen bei Unnachgiebigkeit ih-
rer Knorpel in grosser Ausdehnung zerbrechen mussten. [ Med,
Zeitschr. v. Vereine für Heilkunde in Preussen, 1833, Nr. 1.]
K—e.
829. Cataracta centralis a. Ko redita-
ria; von Dr. SchHindLER in Greiffenberg. Nach Avpams sollen,
wenn mehrere Glieder einer Familie an erblicher Cataracta cen-
tralis leiden, dies immer die auf einander folgenden jüngern
seyn. S. sah in Gebhardsdorf eine an Cataracta centralis con-
genita leidende Häuslersfrau, die mehrere Kinder hat, von de-
nen nur der ‘älteste Sohn mit dieser Bildung geboren ist. —
v. Anxon will bei_ mit Coataracta centralis geborenen Kindern
eine gewisse Neigung, von Ophthalmia neonatorum ergriffen zu
werden, wahrgenommen haben, Dagegen sah S. bei einer gros-
sen Anzahl Kinder, die er an Ophthalmia neonatorum hbehan-
delte, nie Cataracta congenita vorkommen und bei 10 angebo-
renen Cataracten wurde ihm nur einmal von einer Entzündung
während der Wochenzeit erzählt, [v. Graefe’s u. v. Walther’s
Journ, f. Chirur, u. Augenheilk, , Bd, 18, Hft, 4.] (K—e.)
VI. GYsÄkKoLoGIE und PÄDIATRIK.
830. Beobachtungen und Bemerkungen über die
Einsperrung des Mutterkuchens;‘ von Dr. FrAnz Lup-
wie Fust in Bensheim, — A. Fälle von Einsackung des
Kuchens. 1) Am 20. Oct. 1829 wurde F. eilends zu einer
zum dritten Male gebärenden, 30 Jahre alten, früher sehr kräf-
iigen, sonst blühend aussehenden, jetzt aber, nachdem sie vor
einer halben Stunde ein lebendes Mädchen geboren, durch ei-
nen heftigen Mutterblutfluss bis zur Ohnmacht erschöpften Frau
gerufen. Die Nachgeburt war noch zurück, der Unterleib zieme