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V. Chirurgie und Ophthalmologie.
schlossen sich, dagegen entstanden neue. Br. fand die ganze
Ulna aufgeschwollen, höckerig, cariös, das obere Drittel von be-
deutender Spina ventosa befallen; überall konnte er durch die
Fistelgäuge in’s Innere des Knochens dringen; überall stiess er
auf Unebenheiten, und die silberne Sonde wurde schwarz. Der
Knabe war im höchsten Grade kachektisch und scrophulös. Zuerst
verordnete Br. eine bessere Diät, ein gesundes Lager, ein Brech-
mittel, das eine Menge zähen Schleim entleerte, und eine abfüh-
rende Wurmmixtur, die zwar keine Würmer, aber viele Sordes
entfernte, Hierauf liess er beinahe einen Monat lang Calmus
mit China nehmen und äusserlich eine Abkochung von Sabina
und Cicata als fortwährenden Umschlag warm anwenden. Nun
wurde zu den nöthigen Erweiterungen der Fistelöffnungen ge-
schritten und in diese eine Abkochung der China und Cicuta
init Myrrhentinctur eingespritzt. Die Geschwüre waren, da seit
beinahe 1; Jahre nichts gegen sie gethan worden war, höchst
erschlafft und schwammig. Innerlich erhielt der Kranke Pillen
aus Eisen, Cicuta, Asa, Pomeranzenschalen und Galle. Nach
10 bis 11 Tagen nahm Bg., mit Beibehaltung des Umschlages
von Sabina und Cicuta, folgendes Decoct zum Einspritzen und
Verbande: RB. Cort, chin,, Cort. querc. ana 3jjj. F. decoct. 3jv.
Col. adde Ac. phosphor. pur. 3%, Tinct. myrrh. 3vj. Die di-
latirten Oeffnungen wurden mit Spong. cer. offen erhalten und
erweitert. So wurde 10 Tage fortgefahren und dann zum Ein-
spritzen genommen: Re. Ac. phosphor pur. 3%, Tinct. myrrh.
5jj; Tinet. alo&s 3vj. %'Vage später nahm Br, ein 3 Zoll lan-
ges und 2 bis 3 Linien breites Knochenstück weg, ein 2. 2 Zoll
langes 3 Tage darauf. Nun liess er die Phosphorsäure aussetzen
und wieder ein China- und Cicuta-Decoct mit Myrrhentinetur
anwenden. Der Umschlag aus Sabina und Cicuta wurde beibe-
halten und innerlich eine Auflösung bitterer Extracte mit Chi-
natinetur so wie auch die Asapillen fortgebraucht, Es lösten
sich hierauf mehrere Knochensplitter, und viele rauhe Stellen
zeigten sich am Knochen; deshalb zog Br. die Phosphorsäure
wieder in Gebrauch, worauf beinahe 3 Monate lang der Knochen
sich mehr oder weniger abblätterte. ‚Nun wurde zum Verbande
wieder ein Chinadecoct mit Myrrhentinetur genommen und we-
gen der schwammigen Natur der Wunde etwas Höllenstein in ihm
aufgelöst, Nach 4 Monaten bekam der Kranke ein Decoct der
Färberröthe innerlich und Sabina mit Cicuta in Weinessig ge-
kocht zum Umschlag. Unter dieser Behandlung sank die
Spina ventosa immer mehr zusammen, der Knochen wurde glat-
ter, und nach } Jahren war der Knabe vollkommen hergestellt
und hatte ein munteres, rüstiges Aussehen. Hand und Ellenbo-
gengelenk sind vollkommen beweglich. Br. schreibt den günsti-
gen Erfolg der Behandlung grösstentheils der Phosphorsäure zu.
[Hufeland’s Journal, Oct., 1832.} (H—1.)
328, Zerreissung eines Intervertebralligaments