IM. Materla medica und Toxikologie.
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der Lenta nahe zu seyn schienen, die vergeblich die Bäder von
Teplitz, Warmbrunn, Aachen u. a. gebraucht hatten, oder doch
durch dieselben nur ganz temporär erleichtert waren, habe ich
durch den angemessenen Gebrauch des Mittels fast gänzlich ge-
nesen sehen, und gerade der 1. Fall dieser Art, ein Mann von
damals einigen 30 Jahren, dem schon verschiedene Phalangen
an den‘ Fingern anchylosirt waren, und der immer das Bett hü-
ten musste, auch durchaus nicht mehr gehen konnte, ward “nicht
nur beim Gebrauche des Mittels zusehends besser, sondern er
ist noch jetzt, nach mehr als 20 Jahren; ein frisch ausschender
Mann, der den Gebrauch seiner Glieder in dem Grade wieder
bekommen hat, dass er sich ein reichliches Auskommen als ge-
gchickter Mechaniker verdient.“ Wo die, Auschwitzungen ge-
wissermaassen schon versteinert sind, keine periodischen Exacer-
bationen und entzündlichen Anschwellungen mehr eintreten, hilft
das Mittel weniger, doch bessert es die Verdauungs- und allge-
meine Schwäche. Wirksam, doch weniger specifisch. ist es in
den dem Rheumatismus chronic. sich nähernden Gichtformen und
wo eine entzündliche . Anschwellung der Glieder mit Kalkab-
setzung Statt findet, Kin Kranker der Art, der noch dazu an
Bronchitis chronica litt und nicht selten kalkartige Concremente
auswarf, gebrauchte kürzlich die angegebenen Pillen mit über-
raschendem Erfolge. Die Wirkungen derselben fallen augenblick-
lich wenig in die Augen. Sie. erlıitzen nicht, bewirken selten
Schweisse, laxiren nicht. Gewöhnlich folgt nach 8- bis 14tägi-
gem Gebrauche Vermehrung des Appetites mit allgemeinem
Wohlbefinden. Selten befördern sie den Stuhlgang; oft muss,
bei Neigung zu Verstopfungen, etwas Abführendes nebenbei ge-
braucht werden. Nur einmal musste TH. nach 3wöchentlichem
Gebrauche einem robusten, vollsaftigen Manne Blut entziehen.
Die reizbarsten Personen, von denen einige anfangs Aufstossen
von dem widerlichen Geschmacke des Braunkohlenöls bekamen,
waren im Stande, das Mittel zu vertragen, wenn sie es. in gerin-
gerer Dosis nahmen. Die Dauer der Anwendung ist nach Grad
und Alter des Uebels natürlich verschieden; vor 4 Jahr darf
man keinen Erfolg erwarten. Bei manchen Personen hat Tu.
den Gebrauch ein ganzes Jahr fortgesetzt. ‚Oft muss man nach
längerer, oder kürzerer Pause das Mittel wiederholen. Man un-
terstützt dessen Wirkung, wenn man die anchylosirten Glieder
täglich einmal mit Braunkohlenöl einreiben lässt, worauf oft ein
juckender, mehrere Tage anhaltender Ausschlag entsteht, dem
eine förmlich kalkartige Abschuppung folgt. Säuren, geräucher-
tes und gepökeltes Fleisch und Käse muss der Pat. während der
Cur meiden. :[Casper’s Wochenschrift für die gesammte Heil-
kunde, Nr. 1. 1833.) (H—L.)
814 Lebermoos gegen Wassersucht. Dr. Suyorr
stellte mit diesem. in Irland als Häusmittel. gegen die Wasser-
sucht bekannten Moose Versuche an, welche nach innerlicher