Full text: (4. Band = 1833, No 1-No 8)

HS IH. Pathologie, Therapie und medieinische Klinik. 
waren von dichten Fettschichten umgehen. Obwohl der Todte 
in den letzten 14 Lebenstagen keine Spirituosa zu sich genom- 
men hatte, so wurde dennoch bei der Section das ganze Zim- 
mer mit einem süsslichen , arakähnlichen Geruche angefülit. Be: 
scheinbar völliger Kraft wurde der "Tod durch Delirium trem. 
und consecutive wässerige Exsudate im Gehirne und in der Bauch- 
höhle herbeigeführt. Die mehrsten Branntweintrinker, nament- 
lich die ärmeren, leben im Taumel hin. Sie geniessen selten 
und- wenig feste Speisen und diese grösstentheils kalt: Käse, 
Brot, kaltes Fleisch, höchstens Kartoffeln, Bier wird von ih- 
nen verschmäht. Es ‚ist fast unglaublich, welche Menge, von 
Branntwein solche Trinker zu sich zu nehmen im ‘Stande sind. 
Ein starker. Lastträger trank täglich 7 bis 8 Quart Kornbraunt- 
wein und genoss nichts als alten Käse ünd Brot. So lebte er 
jahrelang, ohne einen Nachtheil zu empfinden, als er einst E./’s 
Hülte verlangte. Er war seit 14 Tagen krank, litt an Leber- 
verhärtung und Bauchwassersucht, und der Labetrank, Brannt- 
wein,‘ war ihm plötzlich zuwider geworden, weil jemand etwas 
Ekelhaftes beigemischt habe, Pat. mugerte ab, wurde schwarz- 
gelb, wie eine Mumie, und starb schuell an vollendeter KEnutkräf- 
1ung. - Bei den meisten am Delirium tremens Leidenden, die in 
Hospitäler aufgenommen werden, ist der Zustand gewöhnlich 
schon längst vorbereitet gewesen und nur durch einen Zufall 
zum Ausbruche: gekommen. Die meisten von ihnen haben Was- 
seransammlungen im -Gehirne und Rückenmarke, wie die Sectio- 
nen zeigen, und sterben schnell. Auch findet man Tuberkeln 
und Vereiterungen in den Lungen, Herzbeutel-, seltener Bauch- 
Wassersucht, häufiger Entartungen der Leber, speckartige Kno- 
ten in ihr oder Vertrocknung derseiben. Nicht so oft, als man 
glaubt, entsteht Delir. trem. in Folge der Trunksucht, ja sogar 
selten; nur wenige Trunkenbolde unterliegen ihm. Kine be- 
stimmte Constitution und besondere Lebensverhältnisse lassen 
sich nicht als Causalmomente nachweisen. Kranke, Lungensüch- 
tize werden wie Gesunde befallen; auch der Stand hat keinen 
Einfluss, Weiber erkranken nur selten, geschieht es aber, so 
bekommen sie leicht Convulsionen, auch wohl Epilepsie. 2 Um- 
stände scheinen indess nicht ohne Kinfluss auf die Entstehung 
der Krankheit zu seyn. Sie soll sich nämlich erstens vorzugs- 
weise entwickeln, wenn Trinker verhindert werden, ihren Rausch 
anszuschlafen, oder wenn sie plötzlich aus diesem erweckt wer- 
den, oder wenn sie, wie viele Handwerker, z. B. Bäcker, Schmiede, 
Nachtwächter, Tagarbeiter, genöthigt sind, ihren Schlaf zu un- 
terbrechen. Zweitens scheinen diejenigen leichter am MDelir. 
Irem. zu erkranken, die, wie E. sagt, die Lebensfackel an bei- 
den Enden anzünden, nicht allein dem Bacchus, sondern auch 
der Venus zugleich huldigen und dem Coitus trunken ausüben. 
Selten, wie schon gesagt, kommt dem (Spital-) Arzte ein reines 
Delir. tremens zur Behandlung, das er leicht mit Opium be-
	        
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