{_. Pathologie, Therapie und medicinische Klinik. 413
ist die schnell eintretende Schwäche verhältnissmässig beträcht-
licher. Die im Zheumat. acut. ausbrechenden Schweisse ver-
leiteten.zu der Anwendung der diaphoretischen Methode, die
jedoch, nach R,’s Erfahrung, weder im Anfange noch bei wei-
ter vorgerücktem Verlaufe der Krankheit nützt. Wer kann, sagt
er, an dem symptomatischen Charakter jener Schweisse zwei-
feln? Die Idee einer Ableitung auf den Darmkanal liegt meh-
reren Methoden zu Grunde, namentlich der Anwendung der
Brechmittel und der des Tartar. emet, in grossen Dosen. Allein
diese Methoden lassen sich oft nur mit Schwierigkeit in der Pri-
vatpraxis anwenden, denn es hält schwer, die Kranken für das
wohlthätige Märtyrthum des Magens zu‘ gewinnen. LENTIN’S
Empfehlung des Sublimats’ im chronischen Rheumatismus hatte
R. vielfach richtig gefunden, und dies bestimmte ihn, das Mit-
tel auch im acuten Rheumatismus zu versuchen. . Der erste Fall
betraf eine .56jährige, robuste Gärtnersfrau, die seit 4 Tagen
an einer heissen, schmerzhaften Geschwulst des rechten Armes
mit heftigem Fieber, stafkem Schweisse und Schlaflosigkeit gelit-
ten hatte. Schon die ersie Dosis von 4 Gran Sublimat brachte
Linderung der Schmerzen und einige Stunden nächtlichen Schlaf.
Am folgenden Tage liess der Schweiss nach und die Geschwulst
fiel. Binnen 3 Tagen war das Uebel gehoben. Dieser Erfolg
bestimmte R., den Sublimat im Rheumat. acut, öfters zu ver-
suchen, und nur selten täuschte ihn seine Erwartung. Die Wir-
kung war überall rasch, und eine Krankheit, die ii der Regel
5 bis 6 Wochen zu ihrer Heilung bedarf, wurde auf 2 bis 3
Wochen beschränkt. : Gastrische Complicationen, Turgescenz
nach oben und Stuhlverstopfung müssen vor Anwendung des Su-
blimats entfernt werden. Bei vollblütigen Individuen oder prä-
valirender Affection der Brustmuskeln befördert ein Aderlass den
Erfolg. Ein phthisischer Habitus contraindicirt den Gebrauch,
Die Dosis ist bei frischer }, ‚bei versäumter Krankheit } Gr.
drei Mal täglich in wässeriger Solution oder Pillenform. Stö-
rende Nebenwirkungen, z. B..Magensthmerzen, ‚beseitigt am be-
sten ein Zusatz von Opium. [Casper’s ‚Wochenschrift für die
gesammte Heilkunde, Nr. 1, 1833.] (H—L1)
803. Complicirter Fall von Delirium tremens
mit Vorbemerkungen; vom Med. R. Esers in Breslau. Sel-
ten sind reine Fülle dieser Krankheit; die mehrsten Erkrankten
sind aus den nicdern Volksklassen, alle (?) langjährige Brannt-
weintrinker. Es ist einerlei, ob die Patienten inländische oder
ausländische Branntweine trankenz Kornbranntwein wirkte wie
Rum und Arak. X. hat jedoch Fälle gesehen, in denen der
übermässige Genuss der aus Reiss. und Zuckerrohr bereiteten
geistigen Getränke hohe Grade krankhaften Fetitwerdens er-
zeugte. Bei einem Arzte, der im Uebermaasse Rum und Arak
getrunken, hatte sich die ganze Muskelsubstanz nicht nur in
Fett verwandelt, sonderu auch die Brust- und Unterleibsorgane
Summarium d. Medicin, 1833. TI. 2%