Il, Pathologie, Therapie und medicinische Klinik. 327
lauf dieses Fiebers unter eo ungünstigen Verhältnissen anlangt,
zo findet sich bei Ausgehungerten, Herumschweifenden gewöhn-
lich keine bedeutende Ucherladung der festen und flüssigen Theile
mit hyperanimalisirten Stoffen , wie sie dem Fieber als vorbe-
reitende Ursache vorangeht, desto mehr sind sie aber epidemi-
schen Kinflüssen u. s. w. ausgesetzt. Epidemische Uebel entstehen
daher bei ihnen zwar häufig, erreichen aber keinen so hohen
Grad, als bei im Ueberflusse Lebenden, wenn nicht die abschei-
denden Organe schon früher krank waren, und die Ursachen
noch zu ‚rechter Zeit beseitigt werden. Je elender die Lage
solcher Menschen früher war, desto wohlthätiger wirkt alles auf
sie, was sie im guten Krankenhause finden, und schon dies reicht
hin, die Krisen in gehörigen Gang zu bringen und gefährliche
Zufälle zu entfernen. So war wohl auch hier das gallige Fie-
ber, das in Folge der. epidemischen Constitution und der Anlage
des Kranken sich entwickelt hatte, von keiner grossen Heftigkeit
und nur durch die gleichzeitigen Gelegenheitsursachen, denen
der Kranke bald würde unterlegen haben, gesteigert worden. Da
aber diese zur rechten Zeit beseitigt wurden, und die abschei-
denden Organe unverletzt waren, 80 entschied sich das Uebel
wie gewöhntich und ohne Störungen, zu deren Abwendung wohl
das Nasenbluten und selbst der Brand an den Zehen etwas bei-
Irugen. — Von gastrisch-nervösen Fiebern mit Darm-
geschwüren verdienen IIL nachstehende Fälle eine besondere
Erwähnung: 1) Ein 19jähriger, schwächlicher, scrophulöser,
schnell gewachsener, blasser, magerer, von schweren Krankhei-
ten bisher verschonter Bäckerlehrling ging Ende Oct. 3 Stunde
weit zum Tanze und klagte hierauf über heftigen, stechenden,
brennenden Schmerz auf dem Rücken des rechten Fusses. Fage
darauf war der Fuss geschwollen; Blutegel erleichterten nichts,
die Geschwulst nahm zu, und es erschien Rose mit heftigem
Fieber. Am 7%. Tage kam der Kranke, der innerliche Mittel
noch nicht gebraucht hatte, in’s Spital. Der ganze Fuss war
phlegmonös, die Zunge dunkelroth, klebrig trocken, der Stuhl
seit 2 Tagen verstopft, der Athem häufig, kurz, der Puls be-
schleunigt, klein, gespannt, die Haut trocken, heiss, das Anse-
hen etwas soporös. Nachts hatte er bisweilen delirirt, am Tage
war er aber völlig bei sich. Jenseits der Gränze der Entzündung
wurden Blutegel gesetzt, ein Kiystier gegeben, und nur Wasser mit
Oxymel gereicht. Am 8. Tage war der Schmerz am Fusse ge-
ringer, die entzündete Stelle nicht grösser, mehr geschwollen,
blauroth, mit bläulich-gelben, eine blutige, wässerige, trübe
Flüssigkeit enthaltenden Blasen besctzt. Die auf Geheiss schnell
genug hervorgestreckte Zunge war in der Mitte und nach hin-
ten etwas belegt, an Spitze und Rändern aber roth und, wie
die Lippen, trocken, der Durst mässig, der Leib wenig ge-
spannt, beim Drucke knurrend, aber nicht schmerzhaft. Auf das
Klystier war 2 Mal dünner Stuhl, in der Nacht aber unter 8te-