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V. Staatsarzneikunde.
Fall von Unthätigkeit nnd theilweiser Lähmung dieser Muskeln
ohne allgemeine Krankheit und ohne vorausgegangene veranlassende
Ursache vor. Noch darf nicht übersehen werden, dass der in
Rede stehende Kranke nie den Beischlaf gleich nach dem Er-
wachen, wo der Trieb dazu am lebhaftesten und die Erectionen
am kräftigsten und danerndsten waren, oder einige Stunden nach
einem verunglückten Versuche, wo in günstigen Fällen wieder
Erectionen vorkamen, nochmals versuchen konnte, Diese beiden
Puncte scheinen noch einige Hoffnung zu geben, Nach dem
Mitgetheilten ist doch wohl die Impotenz jenes jungen Mannes
eine absolute, oder eine durch Löcalschwäche bedingte, und es
bleibt in Ermangelung ursachlicher Momente kaum etwas übrig,
als Mangel an Selbstvertrauen als Ursache der schnell schwinden-
den Erection zu betrachten. Vermag aber Mangel an Vertrauen
in eigene Kraft bei einem vernünftigen, lebhaften und unterneh-
menden Manne 8 Jahre unter allen Verhältnissen anzuhalten
und so störend und schwächend auf die Genitalien zu wirken?
Dies ist kaum glaubhaft, besonders da der Kranke oft längere
Zeit hindurch sich meist eines und desselben ihm werthen, mit
seiner Schwäche bekannten weiblichen Wesens bei seinen frucht-
losen Versuchen bediente, und dieses alles mögliche aufbot, um
die Wünsche des Geliebten ausgehen zu lassen. Gesetzt aber,
dass Mangel an Selbstvertrauen Grund dieses Leidens wäre,
was würde sich noch thun lassen? Von Zerstreuung, von Rei-
sen und anhaltender Beschäftigung würde nichts zu erwarten
seyn, da der Kranke schon lange zwei Dritttheile des Jahres auf
Reisen und die übrige Zeit mehr als zu beschäftigt ist. [Allg. med,
Zeitung, 1833, Nr. 2 u. 3.] . (K—e.)
233. Untersuchung über eine angeschuldigte Im-
potenz; vom Med. Rathe Dr. ScHneEIDER in Fulda. Der Verf,
wurde vom General - Vicariate zu Untersuchung, Bericht und Gut-
achten über den angeblich 65 Jahren alten C. W. von W. auf-
gefordert, dessen Ehefrau gegen ihn wegen Impotenz und Man-
gel an ehelicher Befriedigung klagte und auf Scheidung drang.
Die Untersuchnng ergab, dass sein Körper für dieses Alter
noch ziemlich robust war. Nach Entfernung eines sehr unzweck-
mässigen Bruchbandes, das auf der rechten Seite einen mittel-
mässigen Hodensackbruch von der Grösse eines Gänseecies zu-
rückhalten sollte, der weder den Testikel drückte und beschä-
digte, noch auch verwachsen war, sondern sich leicht zurückdrän-
gen liess und durch ein gutes Bruchband leicht zurückgehalten
werden konnte, fand der Verf. regelmässig gebildete äussere
Geschlechtstheile, eine normale, gehörig perforirte, frei und auch
nicht wenig hervorragende Ruthe uud untadelhafte, für dieses
Alter noch gut beschaffene Hoden. W. sagte ausserdem aus,
dass er öfters mit Rothlauf behaftet sey;z sonst fand sich an
ihm nirgends etwas Krankhaftes. — Es ist demnach gar kein Zwei-
fel mehr vorhauden , vielmehr auf Pflicht und Gewissen zu be-