292 IM. Chirurgie und Ophthalmologie.
man sah nicht nur eine äussere Anschwellung, sondern, hörte
auch bei gelindem Drucke an der rechten Seite, oberhalb des
Schildknorpels, deutlich ein knarrendes Geräusch und fühlte so-
gar, dass das grosse Horn des Zungenbeins in der Mitte durch-
brochen war. Beide Bruchenden wichen bei der leisesten Berüh-
rung knarrend nach innen, traten aber, wenn der Druck anuf-
hörte, in ihre natürliche Lage zurück. Auf der linken Seite
schien das grosse Horn gleichfalls gebrochen zu seyn, doch war
es schwieriger hier zur Gewissheit zu kommen, da der Hals
stärkere Anschwellung zeigte. Die Entzündung verbreitete sich
über alle übrige Gebilde des Halses und besonders auch mit
über die Luftröhre. Die Sprache war daher heiser und selır
leise. — Man verfüuhr mit der Kranken streng antiphlogistisch,
Nach einem starken Aderlasse wendete man wiederholt Blutegel
in Menge an und gab innerlich schleimige, kühlende und ab-
führeede Mittel. Die Nahrung entsprach dieser Behandlung.
Erst als letztere länger fortgesetzt worden war, wichen die ge-
fährlichen Symptome, ‘die Sprache aber blieb heiser. In der
2. Woche fand.sich eine Tertiana duplex hinzu, die Nachts ihre
Anfälle machte, und zwar so, dass der schwächere Anfall des
2, Tages dem des 4. und der stärkere des ersten dem des 3.
entsprach. Salmiak hob binnen 8 Tagen fast allein diese Com-
plication. Die Fractur heilte ohne alle Bandagen. Nachdem die
kalten Umschläge ausgesetzt worden waren, liess D. die Kranke
zwar ein lockeres Halstuch nach Männerart tragen, doch nur
zur Beförderung der Resorption der wegen der Heiserkeit ein-
geriebenen Salbe. Die Heiserkeit selbst verlor sich allmählich
bald nach völliger Heilung der Kranken. Beide Hörner fühlten
sich dann völlig fest an. [Med. Zeit. v. Vereine für Heilkunde
in Preussen, 1833, Nr. 3.] (K— e.)
222. Schnell geheilter scrophulöser Beinfrass
der Finger; von Dr. v. VerRing in Wien. Einem 13jährigen
Knaben mit Scrophelanlage waren nach einem 3wöchentlichen
Magenfieber 8 Finger schmerzlos aufgelaufen. Man wendete
zertheilende Salben und Abführmittel an, und als die Anschwel-
lung zunahm und aufzubrechen drohte, versuchte man homöo:
pathische Mittel. Während der 5 Monate, dass man so verfuhr,
brachen die Finger auf und ergossen eine Menge übelriechende
Jauche, die auch aus dem linken unterdessen aufgelaufenen
Ellenbogengelenke floss. Jetzt erst suchte man die Hülfe des
Verf.’s, der sich der Cur nur nach einer Berathschlagung mit
andern Aerzten unterzog, in der man darin mit ihm einverstan-
den war, dass nur von einem kräftigen antiserophulösen Verfah-
ren etwas zu hoffen sey. Neben dem fleissigen Gebrauche der
Bäder zu Doebling bei Wien liess v. V. die Brechweinsteinsalbe
in den Nacken und anf die Arme und die Jod- und die Queck-
silbersalbe auf die leidenden Theile, in so weit dies die Wun-
den zuliessen, einreiben und täglich 4 Quentchen salzsauren Kalk